Vorankündigung einer neuen Klubliga

In den sozialen Medien wurde in diversen Gruppen eine neue Klub-Liga angekündigt. Diese neue Klub-Liga hat nach der Veröffentlichung der Pressemitteilung einige Kommentare auf verschiedenen Plattformen hervorgerufen. Zunächst wollte ich diese Mitteilung nicht in meinem Blog veröffentlichen und habe stattdessen in zwei Gruppen auf den sozialen Medien sowie im Speedway-Forum meine Gedanken und Meinung dazu geteilt.

Inzwischen wurde ich aufgrund meiner Antwort im Speedway-Forum telefonisch dazu kontaktiert und zweimal direkt angeschrieben. Deshalb habe ich mich heute nachträglich dazu entschieden, die Pressemitteilung sowie meine Antwort darauf in meinem Blog zu veröffentlichen.

Meine (älteren) Ideen, oder besser Vorschläge und Anregungen für ein Liga-System in Deutschland können im Übrigen hier nachgelesen werden:

Meine Vorstellung von einem Ligasystem (Speedway) in Bahnsport-Deutschland

Idee und Vorschlag einer Juniorenliga, inklusive Reglement und Heatschema

Natürlich kann und möchte ich die neue Klub-Liga ohne Kenntnisse des Reglements und eines Heatschemas nicht final beurteilen. Das ist erst möglich, wenn alle Einzelheiten bekannt sind. Mir persönlich war die Pressemitteilung jedoch viel zu allgemein gehalten und zudem mit zu großen Ankündigungen, Schlagwörtern und Aufmacherzeilen versehen. Daher bot diese PM ungewöhnlich viele Angriffsflächen. Ich gestehe mir daher zu, zumindest meine Sichtweise auf diese Pressemitteilung darzustellen.

Holger

14.01.2024


Die ursprüngliche PM seitens der „Klub-Liga“:

Pressemitteilung vom 31.12.2024

Einführung der Speedway Klub Liga – Ein wegweisendes Projekt für den deutschen Bahnsport

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Motorsportvereine, Bahnsportbegeisterte und Fans,

der deutsche Bahnsport steht seit Jahren vor großen Herausforderungen: Wirtschaftliche Belastungen, steigende Kosten und die wachsende Dominanz ausländischer Motorsportakteure prägen die Szene. Hinzu kommt der spürbare Rückgang aktiver deutscher Rennfahrer, sowohl im Junioren- als auch im Seniorenbereich. Die Folge: Nachwuchstalente kämpfen mit begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten, während erfahrene Fahrer immer seltener Gelegenheiten finden, sich in spannenden Wettbewerben zu messen.

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken und den Bahnsport in Deutschland nachhaltig zu stärken, präsentieren wir mit Stolz ein neues, zukunftsweisendes Projekt: die Speedway Klub Liga. Dieses einzigartige Format wird ab 2025 starten und verfolgt das Ziel, deutschen Fahrern – von Nachwuchstalenten bis hin zu erfahrenen Akteuren – eine Plattform zur sportlichen Entfaltung zu bieten und eine neue Ära des Bahnsports einzuläuten.

Unsere Vision: Gemeinsam für die Zukunft des Bahnsports

Die Speedway Klub Liga ist mehr als nur eine Rennserie – sie ist ein Konzept, das den deutschen Bahnsport nachhaltig bereichern soll:
• Nachwuchsförderung: Junge Talente erhalten die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten im Team und im Wettbewerb zu schärfen.
• Erhalt aktiver Fahrer: Erfahrene Fahrer tragen mit ihrer Expertise zu spannenden Rennen bei und bleiben Teil der aktiven Szene.
• Teamgeist und Fankultur: Regelmäßige Heim- und Auswärtsrennen schaffen Identifikation und eine mitreißende Stadionatmosphäre, wie sie Fans aus anderen Sportarten kennen und lieben.
• Würdigung von Ehrenamt und Senioren: Sonderläufe bieten Hobbyfahrern und langjährigen Unterstützern die Gelegenheit, wertvolle Punkte für ihr Team zu sammeln und Teil der Mannschaft zu sein.

Mit der Speedway Klub Liga möchten wir eine Plattform schaffen, die Sport, Gemeinschaft und Begeisterung vereint.

Der Startschuss: Termine für 2025

Die ersten Teams stehen bereits fest, und die folgenden Renntermine dürfen sich Motorsportfans schon jetzt vormerken:
• 11. April 2025
• 2. Mai 2025
• 1. August 2025
• 5. September 2025

Diese Events versprechen hochklassige Rennen auf nationaler Ebene und sollen nicht nur den Bahnsport stärken, sondern auch eine neue Generation von Fans begeistern.

Mitmachen und die Zukunft gestalten

Wir laden alle interessierten Vereine herzlich ein, Teil dieses zukunftsweisenden Projekts zu werden. Gemeinsam können wir den deutschen Bahnsport voranbringen, den Nachwuchs fördern und eine starke Basis für die kommenden Jahre schaffen.

Kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail unter [ SpeedwayKlubLiga-info@web.de ], um weitere Informationen zu erhalten oder Ihre Teilnahme zu besprechen.

Wir zählen auf Sie!

Lassen Sie uns gemeinsam ein neues Kapitel im deutschen Bahnsport aufschlagen. Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung und darauf, Sie bei den ersten Rennen der Speedway Klub Liga begrüßen zu dürfen.

Mit sportlichen Grüßen,
Die Initiatoren der Speedway Klub Liga.

Denkt daran, wenn wir es nicht machen, wer dann!?

Wir zählen auf Euch!

Wir wünschen vorab allen Fan’s, Interessierten, Unterstützern und Teilnehmern einen guten Rutsch ins neue Jahr, bleibt wie Ihr seid und vorallem Gesund!!!


 

Das Original Statement ist hier nachzulesen (Speedway Forum)

Meine Denkweise und meine Meinung hierzu, hat zumindestes bei dem einen Anrufer und den beiden  Mail – Kontakten für „Aufregung“ gesorgt. Nachfolgend mein auslösendes Statement dazu:

Dass man Junioren zum Fahren bringt und ihnen mehr Einsätze ermöglicht, um sicher auf den Motorrädern zu werden, ist völlig unstrittig und positiv!

Auch, dass eine Presseerklärung in diesem Umfang herausgegeben wurde, ist äußerst erfreulich.
Dazu passend, falls es Verbände, Vereine, Bahnsportfans und Medienfachleute interessiert:

Leseprobe: 

Medien im Bahnsport und deren Wirksamkeit in Deutschland

Wenn ich im PR- Text diese Attribute lese:

  • Wegweisend
  • neues Kapitel im deutschen Bahnsport aufschlagen
  • mehr als nur eine Rennserie – sie ist ein Konzept, das den deutschen Bahnsport nachhaltig bereichern soll
  • Mitmachen und die Zukunft gestalten
  • Teil dieses zukunftsweisenden Projekts

Macht es bei mir im Kopf sofort Klick-Klack, und an einigen Stellen vermisse ich die Kausalität innerhalb der Aussagen (tut mir leid, das ist eine alte Berufskrankheit).

Schlagwörter wie wegweisendneues Kapitel im deutschen Bahnsport aufschlagenmitmachen und die Zukunft gestalten oder zukunftsweisendes Projekt (neues, zukunftsweisendes Projekt: die Speedway Klub Liga) setzen beim Leser zunächst eine hohe Erwartungshaltung.

Gleichzeitig wird für die „Macher“ (Zitat: Denkt daran, wenn wir es nicht machen, wer dann!?“) die Messlatte fast schon auf eine enorm hohe Ebene gelegt. Diese Aussagen sind sehr mutig und selbstbewusst. Wer sind die Macher?

Aber wenn ich diese Aussagen wie:

„Würdigung von Ehrenamt und Senioren: Sonderläufe bieten Hobbyfahrern und langjährigen Unterstützern (Wer ist damit gemeint?) die Gelegenheit, wertvolle Punkte für ihr Team zu sammeln und Teil der Mannschaft zu sein“

…lese und diese in den Kontext mit den obigen Schlagworten stelle, fehlt mir der Zusammenhang zwischen Thema und Zielen. Das passt für mich nicht. Klar, Hobbyfahrer freuen sich, und auch sie sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Runden drehen zu dürfen – ich gönne es ihnen mit Sicherheit.

Aber dann: Wegweisend? – Neues Kapitel im Bahnsport? – Zukunft gestalten? – Zukunftsweisendes Projekt? (???)

Das passt, wie gesagt, nicht ganz zusammen. Und es wird als ein zukunftsweisendes Projekt bezeichnet? Da stolpere ich schon wieder über den Begriff „Projekt“. Ein Projekt verlangt immer einen Plan mit Start und Ziel und lebt meist noch, es ist noch nicht fertig, sonst wäre es ein Konzept oder ähnliches. Was ist denn jetzt konkret der Inhalt des Projekts? Und wenn es ein Projekt ist, wo steht es gerade oder steht es offenbar noch nicht auf sicheren Säulen. Es scheinen auch noch teilnehmende Vereine zu fehlen.

 

Es war doch gerade die NBM-Tagung, bei der ich vermute, dass man die anderen Vereine dazu angesprochen hat, die Serie einmal tiefer vorzustellen. Wie war die Resonanz dort?

 

Daher bezieht sich auch meine Aussage aus dem vorderen Teil des Freds: Ich möchte einmal das Reglement lesen, denn damit beginnt alles, und es ist ein wesentlicher Bestandteil eines Projekts mit dem angekündigten Umfang.

 

 


  • Spürbarer Rückgang in den Junioren- und im Seniorenbereich
    • Nachwuchstalente kämpfen mit begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten

Aber wie hilft dagegen eine neue Serie? Dass der Bahnsport schlecht Nachwuchs generieren kann, ist doch ursächlich ein völlig anderes Problem.

(Auch dazu empfehle ich einmal, den externen Bahnsport genauer zu betrachten. Wie möchte der Bahnsport neue Zielgruppen wie Fans, Nachwuchs, Sponsoren etc. gewinnen? Diesen Bereich sollte man nicht weiterhin so stiefmütterlich behandeln wie in den letzten 30 Jahren – Stichwort: die Wirksamkeit in den Medien, siehe Link oben).

Und wir müssen auch realistisch bleiben: Das ist ein sehr, sehr, sehr langer Weg. Sicherlich könnte eine Serie dazu beitragen, das ist ja auch alles positiv. Aber wenn ich nur eine Serie ausrufe, steht dann der Nachwuchs in Scharen vor den Türen?

Glaubt denn wirklich jemand von uns, dass z. B. in Norden, wenn die Kids dort unter Anleitung ein paar Runden drehen, massenweise Fahrer für den Bahnsport in Deutschland ausgebildet werden? Das wurde in der Vergangenheit oft bejubelt, als hätte man das Rad neu erfunden. Ich bleibe da realistisch, auch aus der (Berufs-) Erfahrung.

Eine Förderung, auch im Bahnsport, ohne einen Plan und ohne klare Erwartungen (Forderungen) funktioniert nicht – oder hat in meinem ganzen Leben noch nie nachhaltig funktioniert. Man fördert doch auch keinen Mitarbeiter und schickt ihn zu Kursen oder Schulungen, ohne ihm zu sagen:
„Mein lieber Mitarbeiter (oder, um bei unserem Beispiel zu bleiben: lieber Fahrer), ich bezahle deine Förderung, ich investiere in dich, aber ich erwarte, dass das dort Erlernte im Unternehmen (im Rennen) umgesetzt wird!“

Das ist eine klassische WIN-WIN-Situation. Wenn der Mitarbeiter das gut umsetzt, zahle ich ihm entsprechend mehr. Oder ich mache es gezielt, um meine Produktivität zu erhöhen, neue Produkte zu entwickeln etc. das ist doch ein einziger, immer wiederholender Kreislauf.

Also investiere ich in eine Förderung – mit der Erwartung (Forderung) , dass etwas dabei herauskommt. Das ist doch Tagesgeschäft in der Unternehmensführung, im realen Leben. Und der Bahnsport ist in seinem kleinen, informellen Umfeld doch überhaupt nichts anderes. Auch Vereine sind letztlich kleine Unternehmen.

 

 


 

Und noch einmal zum Realismus (gehört nicht so zum Thema, passt aber) :

Nicht nur das System der Nachwuchsförderung sehe ich kritisch, wir können auch nicht auf die breite Masse zurückgreifen (dafür können wir aktuell nichts).

Der Motorsport, und der Bahnsport erst recht, hat in der Öffentlichkeit bisher kaum eine Lobby. Vergleicht das doch einmal mit dem Königssport, dem Fußball. Wenn in größeren Orten oder Landkreisen von 100 Jugendlichen zwei für weitere Aufgaben gefunden werden, ist das bereits eine große Leistung, und man ist glücklich darüber. Rechnet man das hoch auf das ganze Bundesgebiet, denke ich, dass zwei gefundene Talente, bei denen sich die Weiterbildung für höhere Aufgaben lohnt, schon eine recht hoch gegriffene Zahl sind.

Und was soll der Bahnsport dazu sagen? Woher sollen wir in größeren Landkreisen 100 Nachwuchssportler bekommen? Wir sind doch froh, wenn wir überhaupt die Jugendrennen immer adäquat besetzen können. Ein Beispiel: Die TTT – Serie im vergangenen Jahr wurden mit nur vier Teams ausgetragen. Da frage ich mich: Was machen wir da?

Wir sollten grundsätzlich einmal das jetzige System der Nachwuchsgewinnung und dann erst die Nachwuchsförderung überdenken, um mittel- bis langfristig mehr Erfolge zu erzielen. Und ganz ehrlich? Langfristig ist -so glaube ich- eher das realistische Ziel.

Erst dann könnte neue Serie ein Bestandteil sein, aber löst doch nicht das Problem. Ich kann kaum etwas schärfen, wenn ich kaum etwas habe. Wir sollten vorne anfangen und nicht mittendrin oder am Ende.


 

Wir haben mit dem STC und der SLN bereits funktionierende Clubsportserien. Warum nicht diese weiterentwickeln, diese Serien stärken, bevor eine neue Serie gestartet wird? Eine neue Serie macht nur Sinn, wenn bestehende Strukturen voll ausgeschöpft sind und ein klares neues Konzept existiert. Konkurrierende – Serie fördern den Bahnsport mit Sicherheit garantiert nicht. (mit meinem Verständnis)


 

In der PR-Botschaft fehlen konkrete Inhalte:

  • Was ist das Ziel?
  • Was sind die Zwischenziele?
  • Wie ist der Weg dorthin geplant?

Diese Informationen machen ein Konzept greifbar und überzeugend. Ohne sie bleibt es ein Projekt und das Projekt ist schwer einschätzbar.

 

 

Ich begrüße den Wunsch, etwas zu verändern. Der Mut, Neues zu wagen, ist wichtig. Doch ich unterstütze solche Vorhaben nur, wenn Ziel und Weg klar erkennbar sind.

Die bisherigen Informationen lassen das Projekt regional (ich vermute es eher auch dort, wenn ich die Veröffentlichungen auf FB verfolge) wirken. Aber für den deutschen Bahnsport?

Es wird spannend sein zu sehen, wie sich das Projekt entwickelt.

 

 

Ich wünsche „den Machern“  viel Erfolg dabei!

Bahnsport-Info

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