Ein neues Liga-System für Bahnsport-Deutschland?

Über die Speedway Veranstalter Gemeinschaft (SVG) kam gestern (19/02/25) eine PM heraus:


Reglement für die 2. Bundesliga genehmigt

Aus dem Speedway-Team-Cup wird der Deutsche Mannschaftspokal

Nach langer, intensiver Vorarbeit wurde nun vom DMSB das Reglement für die 2. Bundesliga genehmigt. Damit haben die interessierten Vereine Planungssicherheit, können sich für den Wettbewerb anmelden und für die Fans ist klar, dass es in diesem Jahr neben der ersten auch eine zweite Bundesliga geben wird.

 

Dieses Prädikat wurde im deutschen Speedway-Sport seit Jahren nicht mehr veranstaltet. Unter Leitung der SVG hatte sich der Speedway-Team-Cup etabliert, der sich als Mannschaftswettbewerb zur Förderung des Nachwuchses verschrieben hatte. Charakteristisch für den STC war, dass junge Aktive im Renngeschehen von erfahrenen Piloten lernen konnten und neben der 500er Klasse auch immer die Juniorklasse C beteiligt war.

 

Diese Form des Teamwettbewerbs ist jetzt in das Reglement der 2. Bundesliga eingeflossen. Die interessierten Vereine haben in Kooperation mit dem Promotoren-Team, dem Expertenkreis Speedway und dem Vorstand der SVG, welcher auch weiterhin für diesen Wettbewerb federführend sein wird, die Rahmenbedingungen erarbeitet. Der DMSB hat diese 2. Liga nun im Rang eines Prädikats mit dem Titel: „Deutscher Speedway Mannschaftspokal“ ausgeschrieben.

 

Wesentliche Eckpunkte des erfolgreich veranstalteten STC finden sich in der 2. BL wieder. So werden in jedem Rennen vier Mannschaften gegeneinander antreten und in jedem Lauf je ein Fahrer jedes Teams auf der Bahn sein. Auch das Heat-Schema bleibt unverändert. Für die Einsatz auf den einzelnen Positionen wurden die deutschen Fahrer nach Leistung kategorisiert und so ein Pendant zur Averageliste der 1. BL geschaffen. Die Junioren starten DMSB-konform als gemeinsame Klasse C/D und so können sowohl 250er als auch 500R-Maschinen eingesetzt werden.

 

Die Veröffentlichung des Reglements ist ein wichtiger Meilenstein und gleichzeitig die Aufforderung an interessierte Vereine, sich für diesen Wettbewerb, anzumelden. Viel Zeit bleibt dafür allerdings nicht, denn im Reglement wurde festgehalten, dass die Teilnahmeerklärung bis zum 28. Februar beim DMSB bzw. Promotor vorliegen muss.


 

Das sich etwas verändert, das ist zuerst einmal gut!

Erst einmal bleibt es fast der STC. Das Heatschema bleibt gleich, die Junioren C (D) bleiben erhalten, nur die Fahrer werden jetzt nach einem Average-System (welches?) kategorisiert. Nun hat man dem Ganzen lediglich einen neuen Namen gegeben: 2. Speedway-Bundesliga. Das ist auch so weit in Ordnung.

Für den externen Bahnsport, also, um aus der internen Blase herauszutreten, ist das bereits der richtige Weg. (Wie wird es vermarktet? Gibt es eine zentrale Webseite oder ähnliches? Gibt es für das neue deutsche Ligasystem Landingpages? Gibt es weitere Ideen für ein breiteres Marketing?)  Der Begriff „2. Speedway-Bundesliga“ ist für Außenstehende greifbarer und bietet eine bessere Grundlage zur Vermarktung. Inwieweit der sportliche Wert durch diese Kategorisierung aufgewertet wird, muss sich erst noch zeigen.

Persönlich habe ich mir auch eine ähnliche Vorgehensweise gewünscht – auch wenn mein Konzept eines Ligasystems für Deutschland die Ligen stärker miteinander verzahnt hätte (Auf- & Abstiegsvarianten) :

  1. 1. Bundesliga
  2. 2. Bundesliga (STC ohne Junior C, dafür stärkere Einbindung der U21-Fahrer)
  3. Regionalliga (aktuell die Speedway-Liga Nord, um die Junioren C einzubinden)

Meine Grobgedanken aus November/Dezember 2024 dazu gibt es hier:
🔗 Meine Vorstellung von einem Ligasystem für den Bahnsport in Deutschland

Darüber hinaus wäre eine Juniorenliga unterhalb des Senior-Ligasystems sinnvoll – ähnlich einer Mischung aus dem ADAC Cup Bayern und der SLN:
🔗 Idee und Vorschlag einer Juniorenliga (inklusive Reglement & Heatschema)

Ich weiß, es gibt viele Bahnsportfans, die nur meckern. Mir wurde mal gesagt: „Du bist der Schlimmste von allen.“  Ich lehne mich ein wenig aus dem Fenster, wenn ich behaupte, aber auch Vorschläge zu machen. Tja, da habe ich eine schlechte Nachricht für euch: Ihr müsst mich (noch) aushalten. 

Im Übrigen, nur mal noch so ein Gedanke zum Sinn einer Juniorenliga:

Die TTT, die nur die Junioren B (125 cm³) umfasst, macht für mich als Nachwuchsförderung wenig Sinn, da sie sich auf lediglich eine einzige Klasse beschränkt. Ursprünglich wurde sie 2015 eingeführt, weil es damals viele Junioren-B-Fahrer gab und man sie an das Paarfahren heranführen wollte.

Aber heute? Letzte Saison gab es nur noch vier Teams, wobei ein Verein sogar zwei Teams stellte (evtl. auch stellen musste?) Dieses System sollte endlich überdacht werden, statt jedes Jahr einfach ein „Weiter so“ zu praktizieren. Das wäre eine der grundlegenden Aufgaben eines regionalen Verbandes.

Junioren D innerhalb der Juniorenklasse C oder umgekehrt…..

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Kombination wirklich die beste Lösung ist. Die Einführung erfolgte, -so mein Wissensstand- weil der 500-cm³-Motor mit kleinerem (27er?) Vergaser aufgrund steigender Kosten und angeblicher geringer Standfestigkeit der 250er als Alternative zur 250 cm³ gedacht war.

Zwar kann ich das Kostenargument nachvollziehen, aber die 250-cm³-Motoren hatten keine so schlechte Standfestigkeit, wie oft behauptet wird. Eine Auswertung realer Zahlen würde hier ein objektiveres Bild liefern als bloße Vermutungen.

Außerdem setzt die internationale FIM/FIME-Youth-Serie auf die 250-cm³-Klasse. Oder weiß man schon mehr und es kommt eine internationale Junior D Klasse in den Prädikaten?
Warum sollten wir uns in Deutschland innerhalb einer Juniorenklasse also selbst Konkurrenz machen und uns damit international noch weiter abhängen?

Ein weiteres Problem: Ich glaube, dass die Motorcharakteristik des 500 cm³ am Start Vorteile bringt, während die 250 cm³ hinten raus besser zieht. Doch mit nur vier Runden bleibt kaum Zeit, um diesen späteren Vorteil oder den anfänglichen Nachteil auszugleichen. Ob die Chancengleichheit und die internationalen Ziele mit dieser Lösung wirklich erreicht werden, überzeugt mich noch nicht – bis auf den Kostenaspekt. Ich werde mir jedoch ein komplettes Jahr anschauen und lasse mich gern eines Besseren belehren.

„Deutscher Speedway Mannschaftspokal“ – Ein kreativer Name?

Mir fällt noch ein Punkt in der Pressemitteilung auf: Der Titel „Deutscher Speedway Mannschaftspokal“.
Alle Achtung! Da war die Kreativabteilung des DMSB wohl wieder auf Hochtouren unterwegs. Warum nennt man es nicht einfach „Deutscher 2. (Speedway-) Bundesligameister“?

Wir ersticken in Bürokratie und Verwaltungsdenken. „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis.“ Dieser ironisch-satirische Ausdruck aus der Unternehmenswelt beschreibt perfekt, was im Bahnsport passiert: viel Aktionismus ohne echte Ergebnisse. Ich sage dazu gern: „Operative Hektik“

 Ein anderes Beispiel (aber nicht zum Thema 2. Speedway Bundesliga, aber passend dazu):

Die Klasse „Speedway TOP 500“

Ein weiteres Beispiel für fragwürdige Entscheidungen: Die NBM ruft zur Einschreibung in die Klasse „Speedway TOP 500“ auf – eine Kategorie für B-Lizenz-Fahrer.

Ich habe mir die aktuelle NBM-Ausschreibung angesehen, aber kein klares Ziel für diese Klasse gefunden. Wofür gibt es sie eigentlich?

Aus meiner Erinnerung soll sie B-Lizenz-Fahrern mehr Startmöglichkeiten bieten – was an sich nicht schlecht ist. Aber:

  • Im vergangenen Jahr standen nur zwei Fahrer bei der NBM-Ehrung auf dem Podest, weil nicht mehr gewertet werden konnten.
  • In diesem Jahr ruft man wieder zur Einschreibung auf, weil sonst nicht genügend Läufe zustande kommen und die Wertung für diese Klasse möglicherweise gestrichen werden muss.

Was passiert hier eigentlich im deutschen Bahnsport? Sind wir nur noch mit Selbstverwaltung beschäftigt? Mein Vorschlag: Schafft es wieder ab, bevor aus dem darüber Schmunzeln etwas mehr wird. Und die Fahrer sind daran völlig unschuldig. Es ist der regionale Verband, der diese Klasse in den Verkehr gebracht hat. Daher muss auch dieser das Marketing, die Emotionen und das Bewerben dieser Klasse mit deutlich mehr Engagement betreiben, wenn ihm daran so gelegen ist.

Fazit zur 2. Bundesliga

Ich hoffe auf eine baldige Veröffentlichung des Reglements – und nicht nur auf die Genehmigung, die in der Pressemitteilung erwähnt wurde. Offenbar enthält diese Mitteilung nur Auszüge aus dem eigentlichen Reglement.

Trotz allem bin ich grundsätzlich zuversichtlich, dass der eingeschlagene Weg in die richtige Richtung führt. Man kann aus Erfahrungen immer lernen – solange man seine Fehler erkennt und korrigiert.

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