Ł

Łł

Das Ł (L mit Schrägstrich, klein: ł) ist ein Buchstabe des lateinischen Schriftsystems. Er tauchte erstmals im 16. Jahrhundert in polnischen Texten auf.

Der Buchstabe „Ł“ ausgesprochen in Polnisch von einem polnischen Muttersprachler

Verwendung in Orthografien

Der Buchstabe wird im Polnischen, Sorbischen, Kaschubischen, Wilmesaurischen, in der Łacinka (Belarussisch), in Navajo (oder Navaho), Zuñi, der Hupa-Sprache, Chipewyan, Dogrib und Inupiaq verwendet. Im Venetischen wird es in einigen Orthografien verwendet (die seit 1995 gebräuchliche Standard-Orthografie verwendet das Ƚ/ƚ mit geradem Querstrich[1]). Auch einige lateinschriftliche Orthografien des Inuktitut kangilliunerusutut (Ostinuktitut) (die alternativ in der Inuktitut-Silbenschrift geschrieben werden) verwenden den Buchstaben „ł“.[2]

Im Polnischen kommt der Buchstabe im Gegensatz zu fast allen anderen Akzentbuchstaben auch vor Vokalbuchstaben vor, jedoch niemals vor i. In der polnischen Schreibschrift kann der Schrägstrich eine geschwungene Form (ähnlich einer Tilde) annehmen und beim Kleinbuchstaben auf die obere Spitze gesetzt werden.

Aussprache

Im Polnischen, Niedersorbischen und Obersorbischen ist Ł ein labiovelarer Approximant [wAudiodatei abspielen. Es ist damit identisch mit der Aussprache des englischen labiovelaren W [w].

Im Belarussischen und in einigen ostpolnischen Dialekten wird Ł als „dunkles“ beziehungsweise labialisiertes L [ɫ] ausgesprochen.

In der Navajo-Sprache und im Inuktitut steht der Buchstabe Ł für den stimmlosen lateralen alveolaren Frikativ [ɬ].

Im Venetischen kann es als l, e oder gar nicht ausgesprochen werden. Beispielsweise kann ła góndoła entweder góndola, góndoea oder auch góndoa ausgesprochen werden.

Buchstabieren

Laut DIN 5009 ist beim Buchstabieren der Buchstabe mit dem speziellen Ansagewort „schräggestrichen“ gefolgt von dem Ansagewort für „L“ laut der verwendeten Buchstabiertafel anzusagen, also „schräggestrichen Leipzig“ bzw. „schräggestrichen Lima“.[3]

Andere Verwendungen

Als Abbreviatur

In lateinischen Handschriften des Mittelalters wird ein Kleinbuchstabe l mit Querstrich als Abbreviatur (Abkürzung) für lat. vel „oder“ verwendet. Der Querstrich kann waagerecht oder schräg ausgeführt sein, sodass bei Wiedergabe als Unicode-Zeichen statt des ł auch das ƚ mit waagerechtem Querstrich (Unicode U+019A latin small letter with bar) angebracht sein kann.

Als Währungssymbol

Die Peer-to-Peer-Kryptowährung Litecoin verwendet den Buchstaben Ł als Währungssymbol, Währungsabkürzungen für Litecoin sind LTC oder XLT.

Hingegen vom lateinischen Großbuchstaben L mit Schrägstrich (Ł) zu unterscheiden ist das Währungssymbol £ (Währungszeichen für Pfund Sterling und andere Währungen).

Autoaufkleber

Inoffiziell als Nationalitätszeichen

Der Buchstabe wird gelegentlich als inoffizielles Nationalitätszeichen der Sorben verwendet, abgeleitet von der sorbischen Bezeichnung für die Lausitz (obersorbisch Łužica, niedersorbisch Łužyca). Entsprechende Autoaufkleber mit einem „Ł“ darauf, die in Form und Gestaltung dem durch internationale Übereinkommen vereinbarten Unterscheidungszeichen des Zulassungsstaates nachempfunden sind, sind jedoch kein offiziell vereinbartes Unterscheidungszeichen.

Darstellung in Computersystemen

Buchstabe Ł/ł
Zeichen Unicode
Codepunkt verlinkt auf den Unicodeblock
Bezeichnung/Beschreibung Dezimal-
code
HTML-
Entität
[4]
LaTeX[5] Tastatureingabe
mit Belegung E1
Ł U+0141 latin capital letter l with stroke Lateinischer Großbuchstabe L mit Schrägstrich 0321 Ł \L L
ł U+0142 latin small letter l with stroke Lateinischer Kleinbuchstabe l mit Schrägstrich 0322 ł \l l

Die Zeichen Ł/ł sind auch in folgenden 8-Bit-Zeichensätzen enthalten:

Weblinks

Commons: Ł – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ł – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: ł – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Aussprache des Polnischen – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

  1. Grafia Veneta Unitaria. (PDF) Giunta regionale de Veneto, 1995, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Mai 2014; abgerufen am 29. Januar 2020.
  2. Mick Mallon: Introductory Inuktitut. Linguistic Programs, Victoria 1991 (englisch; zweibändiges Werk). Zitiert nach Elke Nowak: Einführung ins Inuktitut. (PDF; 602 kB) ifi.uzh.ch, Institut für Informatik (IfI) der Universität Zürich, Mai 2002, S. 9 (deutsch); abgerufen am 20. Mai 2016.
  3. DIN 5009:2022-06 Abschnitt 5.3 „Sonderbuchstaben und fremdsprachliche Buchstaben“
  4. W3C (World Wide Web Consortium): Character entity references in HTML 4
  5. Scott Pakin: The Comprehensive LaTeX Symbol List. (PDF; 21 MB) 5. Mai 2021, archiviert vom Original am 18. Juli 2021; abgerufen am 19. Juli 2021 (englisch, der Originallink führt zu einem Spiegelserver des CTAN; zum Archivlink vergleiche Datei:Comprehensive LaTeX Symbol List.pdf).