Alfred Wickenburg

Alfred Wickenburg (* 26. Juli 1885 in Bad Gleichenberg; † 25. Dezember 1978 in Graz, bis 1919 Reichsgraf von Wickenburg) war ein österreichischer Maler und Grafiker.

Leben

Maria Schutz, Glasbetonfenster von Alfred Wickenburg und Franz Felfer

Alfred Matthias Konstantin Capello Wickenburg stammte aus einer steirischen Adelsfamilie: er war u. a. der Urenkel von Matthias Constantin Capello von Wickenburg. Er studierte zunächst 1904–05 in München an der Schule von Anton Ažbe, dann 1906–1909 bei Jean Paul Laurens an der Académie Julian in Paris und schließlich 1910–1914 in Stuttgart in der Malklasse der Akademie bei Christian Landenberger und in der Kompositionsklasse bei Adolf Hölzel. In der großen Stuttgarter Ausstellung des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein war er 1914 im sogenannten „Expressionisten-Saal“, den Hölzel im Auftrag des Verbandes eingerichtet hatte, im Kreise der Baumeister, Itten, Schlemmer, Stenner und weiterer Maler „der jüngsten Richtung“ (Katalogvorwort) vertreten.[1] Ab 1918 war Wickenburg freischaffender Künstler. 1920–1923 verbrachte er mit Studien in Italien.

Ab 1923 lebte Wickenburg in Graz, wo er gemeinsam mit Wilhelm Thöny und anderen die Grazer Sezession begründete.

Er unterrichtete gleichzeitig auch als Kunsterzieher unter anderen am Akademischen Gymnasium in Graz. Nach Anfeindungen Anfang der 30er Jahre etablierte er sich schließlich als führende Gestalt der Moderne in der Steiermark. 1934–1937 war er Professor für Landschafts- und Stilllebenmalerei an der Landeskunstschule Graz. Von 1937 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1952 unterrichtete er an der kunstgewerblichen Abteilung der Bundeslehranstalt für das Baufach und Kunstgewerbe (heute Ortweinschule) in Graz.[2] Zunächst war er dort als Assistent an der neu eingerichteten Meisterschule für Frescomalerei tätig. Zu seinen Schülern zählen Kurt Weber[3] und Anny Dollschein[4].

Seine Arbeiten wurden viermal im Rahmen der Biennale in Venedig (1934, 1936, 1950 und 1958) gezeigt und waren zudem bei Einzel- und Gruppenausstellungen in Städten wie Berlin, Paris, New York, Bern, Rom und London zu sehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Grazer Sezession, die unter dem Nationalsozialismus aufgelöst wurde, mit Wickenburg als Präsident neu gegründet. Wickenburg übernahm die Leitung der Freskoabteilung an der heutigen Ortweinschule, zudem wurde er Mitglied der Wiener Secession und des Art-Clubs, in dem er von 1949 bis 1950 im leitenden Komitee verzeichnet ist und sich aktiv für jüngere Künstlerinnen und Künstler einsetzte.

Die wiedererstarkte Schaffenskraft und die künstlerische Begeisterung im Spätwerk Wickenburgs werden nicht nur in Gemälden und Zeichnungen, sondern auch in Wandbildern und Glasfenstern fassbar. Beeinflusst durch die farbigen Möglichkeiten von Glas und Licht steigerte er die Leuchtkraft der Farben in seinen Gemälden – immer deutlicher wird die Neigung zu starken Kontrasten und Formreduktionen.

Wickenburg erhielt zahlreiche Ehrungen, u. a. wurde er 1951 Mitglied der Jury für den österreichischen Staatspreis, 1952 österreichischer Delegierter bei der UNESCO in Venedig, 1957 wurde er in den Österreichischen Kunstsenat berufen und 1973 zu dessen Ehrenmitglied ernannt. 1972 erhielt der Künstler den Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Künste.

Wickenburg verstarb 1978 im Alter von 93 Jahren in Graz. Er war bis zu seinem Lebensende voller Schaffenskraft künstlerisch tätig gewesen.

Auszeichnungen

Er erhielt 1956 den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst. 1957 wurde er in den österreichischen Kunstsenat berufen und erhielt den Österreichischen Kunstpreis. Schließlich wurde er 1969 mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Er erhielt auch den Ehrenring des Landes Steiermark. 1972 wurde er mit dem Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst ausgezeichnet.[5]

Leistung

Alfred Wickenburg war neben Wilhelm Thöny der wichtigste Repräsentant der steirischen Moderne. Er rezipierte verschiedene moderne Kunstströmungen, vor allem den Kubismus, den Futurismus und die Pittura metafisica. Typisch für ihn ist sein konkreter, gestaltlicher Kubismus, der Vereinfachung und Harmonie von Form und Farbe erstrebte und Visionen in einprägsame Gestalten übertrug.

Werke (Auswahl)

  • Giardino del Lago (Privatbesitz), Öl auf Leinwand, 139 × 111,5 cm
  • Diana und Aktäon (Privatbesitz), 1921, Öl auf Leinwand, 109 × 160 cm
  • Blick aus dem Atelierfenster – Florenz (Wien, Österreichische Nationalbank), 1923, Öl auf Leinwand, 77,5 × 62,4 cm
  • Rinaldo und Armida (Wien, Belvedere), 1923, Öl auf Leinwand, 110 × 149,5 cm
  • Märchen (Privatbesitz), 1925, Öl auf Leinwand, 51 × 66 cm
  • Medea (Privatbesitz), 1928, Öl auf Leinwand, 317 × 200 cm
  • Das Rätsel (Privatbesitz), 1928, Öl auf Leinwand, 51 × 66 cm
  • Artisten (Privatbesitz), 1929, Öl auf Leinwand, 156 × 104,5 cm
  • Dame mit Pelz (Privatbesitz), 1930, Öl auf Leinwand, 112 × 75 cm
  • Vision (Privatbesitz), 1933, Öl auf Leinwand, 193 × 176 cm
  • Bücherstilleben (Graz, Neue Galerie), 1937, Öl auf Leinwand, 57,3 × 66,2 cm
  • Enigma (Privatbesitz), 1943, Öl auf Leinwand, 64 × 49 cm
  • Glasfenster Offenbarung des Johannes in der Michaelskapelle in Schloss Seggau bei Leibnitz
  • Glasfenster in der Bergkirche Heiligste Dreifaltigkeit auf der Tauplitzalm (1963)
  • Wandmalerei Werdegang eines Priesters im Gymnasium und Realgymnasium Sachsenbrunn

Ausstellungen (Auswahl)

Literatur

  • Kollektivausstellung Alfred Wickenburg, Ausst. Kat. Neue Galerie der Stadt Linz, Dezember 1950 UBW
  • Trude Aldrian: Alfred Wickenburg, Graz 1955 UBW
  • Alfred Wickenburg. Zeichnungen und Aquarelle: Sonderausstellung, Ausst. Kat. Graphische Sammlung Albertina, Wien November – Dezember 1965 ÖNB
  • Kristian Sotriffer: Alfred Wickenburg. Neue Ölbilder, Ausst. Kat. Secession, Wien April 1971, Wien 1971 ÖNB
  • Wilfried Skreiner: Alfred Wickenburg. Der Maler und sein Werk, Graz, Wien (u. a.) 1972, ISBN 3-222-10692-4
  • Wilfried Skreiner, Alexander Wied (Red.): Alfred Wickenburg zum 90. Geburtstag. Ölbilder 1968–1975, Ausst. Kat. Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz 1.7. – 24.8.1975 ÖNB
  • Wilfried Skreiner (Red.): Gemälde, Ausst. Kat. Österreichische Galerie Belvedere, Wien 26.10.1976 – 27.2.1977 UBW
  • Alfred Wickenburg. 1885–1978, das späte Werk, Ausst. Kat. Neue Galerie, Wien 1978 UBW
  • Otmar Rychlik, Johannes Wickenburg: Alfred Wickenburg, 1885–1978. Das künstlerische Werk 1910–1945, Wien 1996, ISBN 3-85447-690-6
  • Alfred Wickenburg – Variationen der Moderne, hrsg. v. Agnes Husslein-Arco/Eleonora Louis, Ausst. Kat. Museum der Moderne Salzburg Rupertinum, 2.10.2004 – 16.1.2005, Weitra 2004, ISBN 3-85252-617-5
  • Alfred Wickenburg. Visionen in Farbe und Form, hrsg. v. Stella Rollig/Kerstin Jesse, Ausst. Kat. Belvedere, Wien 17.3. – 16.7.2017 ISBN 978-3-903114-31-9
  • Lucia Beck: Alfred Wickenburg. Monografie und Werkverzeichnis, Wien 2018, ISBN 978-3-85415-576-8
  • Stefan Üner: Alfred Wickenburg, in: Österreichische Gemälde von 1800 bis heute, Ausst. Kat. Galerie Kovacek, Wien, Herbst 2021, S. 42

Weblinks

Commons: Alfred Wickenburg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Ausstellungskatalog Kunst-Ausstellung Stuttgart 1914, Kgl. Kunstgebäude, Schloßplatz, Mai bis Oktober, hrsg. vom Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein, Stuttgart 1914, S. 47, Kat.-Nr. 400.
  2. Wickenburg Alfred, Graf von. In: Eugen Gross (Hrsg.): Die Grazer Ortweinschule: Bau – Kunst – Design, 1876–2001. Manumedia Schnider, Graz 2001, ISBN 3-902020-12-1, S. 258.
  3. Veröffentlicht von Alex, ra Matzner: Alfred Wickenburg: Werk & Leben des österreichischen Kubisten. In: Kunst, Künstler, Ausstellungen, Kunstgeschichte auf ARTinWORDS. 21. Februar 2017, abgerufen am 1. Februar 2022 (deutsch).
  4. Susanne Rakowitz: Künstlerinnen bei „LADIES FIRST!“ | FOLGE 9: Anny Dollschein: Die Kunst konnte ihr niemand nehmen. 19. Mai 2021, abgerufen am 1. Februar 2022.
  5. Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst: Preisträgerinnen/Preisträger (Memento vom 17. April 2015 im Internet Archive)
  6. Ausstellungsinformation auf kunstaspekte.de (abgerufen am 3. Januar 2014).