Kulturpalast (Warschau)

Pałac Kultury i Nauki
Kultur- und Wissenschaftspalast
Pałac Kultury i Nauki
Baudenkmal (seit 2007)
Basisdaten
Ort: Warschau, Polen
Bauzeit: 1952–1955
Status: Erbaut
Architekt: Lew Rudnew
Koordinaten: 52° 13′ 54″ N, 21° 0′ 23″ OKoordinaten: 52° 13′ 54″ N, 21° 0′ 23″ O
Kulturpalast (Warschau) (Masowien)
Kulturpalast (Warschau) (Masowien)
Nutzung/Rechtliches
Nutzung: Kultur, Bürogebäude
Technische Daten
Höhe: 237 m
Höhe bis zur Spitze: 231 m
Höhe bis zum Dach: 187,8 m
Etagen: 44
Nutzungsfläche: 123.084 m²
Baustoff: Stahl
Beton
Ziegel
Keramik
Stein
Holz
Höhenvergleich
Warschau: 1. (Liste)
Polen: 1. (Liste)
Europa: 18. (Liste)
Anschrift
Anschrift: plac Defilad 1
Postleitzahl: 00-110
Stadt: Warschau
Land: Polen

Der Kultur- und Wissenschaftspalast (polnisch Pałac Kultury i Nauki, abgekürzt PKiN) ist ein zwischen 1952 und 1955 auf Anordnung Josef Stalins im Baustil des Sozialistischen Klassizismus errichteter 237[1] Meter hoher Wolkenkratzer im Zentrum von Warschau. In den ersten Jahren seiner Fertigstellung war das damals Stalinpalast genannte 187,68[1] Meter hohe Gebäude, nach dem Hauptgebäude der Lomonossow-Universität in Moskau mit 240 Metern, das zweithöchste Gebäude Europas und ist heute, nachdem die Antenne 1994[1] angebracht wurde, mit 237 Metern das zweithöchste in Polen.

Geschichte und Beschreibung

Der 44[1][2] Etagen zählende Kulturpalast wurde vom russischen Architekten Lew Rudnew entworfen. Rudnew ließ sich vom Empire State Building in New York inspirieren[3] und sammelte zudem Anregungen auf einer Rundreise durch Polen. Nach dem Besuch von Städten wie Krakau, Zamość und Lublin versuchte er eine Synthese aus Sozialistischem Klassizismus und traditioneller polnischer Architektur zu schaffen. Insbesondere die polnische Attika aus der Renaissance übernahm er für die niedrigeren Partien des Gebäudes.

Polen wurde zu dieser Zeit von der Sowjetunion kontrolliert und weil das Bauwerk als „Geschenk an das polnische Volk“[3][4] bzw. als „Geschenk der sowjetischen Nationen an die polnische Nation“[1] auf Anordnung der sowjetischen Führungsriege unter Josef Stalin errichtet wurde, benannte man es ursprünglich nach ihm und nannte ihn Kultur-und-Wissenschaftspalast Josef Stalin (Pałac Kultury i Nauki imienia Józefa Stalina), der noch während der Bauarbeiten am 5. März 1953 verstarb.

Grundsteinlegung war am symbolträchtigen 1. Mai, dem Tag der Arbeit, 1952, einem seit 1950 begangenen Feiertag in Polen, und innerhalb von drei Jahren wurde der Palast von 7.000[2] oder 10.000[3] Arbeitern, von denen 3.500[1] sowjetische Arbeiter waren, in 24-Stunden-Schichten[3] in der Warschauer Innenstadt errichtet, die noch fast vollständig vom Zweiten Weltkrieg gezeichnet war: 85 % der Stadt waren zerstört.[2] Die Eröffnung fand am 21. Juli 1955 statt.[1]

Der Warschauer Kulturpalast 1960

In der Zeit der Volksrepublik Polen war der Palast vor allem ein Ort zum Repräsentieren und Einladen: Das beste Restaurant der Stadt war dort, die Elite Polens, der Staatspartei Polska Zjednoczona Partia Robotnicza, der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, sowie der Warschauer Pakt trafen sich dort.[3]

Am 13. April 1967 trat mit den Rolling Stones, die im Rahmen ihrer Europa-Tournee unterwegs waren, eine der ersten weltbekannten Rockbands hinter dem Eisernen Vorhang auf. Der Auftritt in der im Palast befindlichen Kongresshalle unterschied sich von den bisherigen Konzerten der Rolling Stones: 3.000 der 5.000 Karten gingen kostenfrei an Parteifunktionäre und deren Familien und so spielten die Rolling Stones, statt vor kreischenden Teenies, mehrheitlich vor krawattentragenden älteren Herren. Vor dem Palast kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Jugendlichen, die zum Konzert wollten.[3][5]

Als Symbol der totalitären Unterdrückung zunächst unbeliebt bis verhasst und von den Warschauern verspottet, dass der schönste Blick auf Warschau, der vom Kulturpalast sei, weil man von dort eben diesen nicht sehen muss, ist der Palast zwar nicht gänzlich unumstritten (siehe Forderung nach Abriss), jedoch durch seine innere Umgestaltung und Historie bei vielen Einwohnern und Touristen beliebt und zählt zu den Wahrzeichen Warschaus.[3][6][4] Heute beherbergt der Kulturpalast in seinen 3.288 Räumen[6][2] Kinos, vier Theater und drei Museen, eine Schwimmhalle sowie eine Hochschule für Fotografie; dazu gibt es des Öfteren Modeschauen, Messen oder Konzerte in der angrenzenden Kongresshalle.[3][2] Im 30. Stockwerk befinden sich darüber hinaus in 114 Metern Höhe eine Aussichtsplattform und ein Panoramarestaurant. Auf dem Dach sind ferner zahlreiche Sendeanlagen für UKW und Fernsehen angebracht. 1994 wurde auf dem Dach eine Antenne angebracht, wodurch die Gesamthöhe auf 237 Metern erhöht wurde.[1] Die Turmuhr wurde zu Neujahr 2000 enthüllt, ist die zweitgrößte Uhr in Europa[1] und galt zum Zeitpunkt ihrer Errichtung als höchste Turmuhr der Welt.[6] 2010 wurde eine LED-Beleuchtung installiert, die es ermöglicht, das Gebäude in verschiedenen Farben zu illuminieren.[7]

Der Kulturpalast ist neben dem MDM-Wohnviertel das einzige komplett erhaltene Baudenkmal der Architektur des Sozialistischen Realismus Warschaus, ein Dokument der ersten Periode des Wiederaufbaus der polnischen Hauptstadt. Schlagzeilen macht seit 2014 die Renovierung der Kongresshalle, an der schon zwei Firmen pleitegingen und über die gescherzt wird, dass man zwar einen Palast in drei Jahren bauen könne, aber für die Renovierung eines einzelnen Raums fünf Jahre und mehr benötige.[3] Ursprünglich sollte die Renovierung zwei Jahre dauern und 45 Mio. Złoty(ca. 10 Mio. Euro) kosten.[8]

Seit 2005 steht der Kultur- und Wissenschaftspalast unter rechtlichem Schutz[2] und seit dem 2. Februar 2007[9] unter Denkmalschutz.[9] Ungeachtet dessen forderten der polnische Außenminister Radosław Sikorski 2009[10] und mehrere Mitglieder der seit 2015 in Polen regierenden Partei PiS, den Palast und weitere Gebäude aus der Zeit der Volksrepublik (1944–1989) abzureißen sowie Symbole aus dieser Zeit, wie z. B. Straßennamen oder Statuen, zu entfernen.[3][4][11]

Anfangs noch in Weiß, erscheint das Gebäude heute in Braun-Beige, zurückzuführen auf die jahrzehntelange Luftverschmutzung.[3]

Heutige Nutzung

Im Kultur- und Wissenschaftspalast befinden sich neben Büros und Veranstaltungsräumen mehrere Bildungseinrichtungen, darunter die private Hochschule Collegium Civitas, das Multiplex-Kino Kinoteka mit acht Sälen,[12] verschiedene Restaurants, Cafés und Bars, ein Postamt der polnischen Post, ein Einkaufszentrum sowie unter anderem folgende Einrichtungen:[13]

Theater

Museen

Bilder

Abgestrahlte Rundfunkprogramme

Hörfunk

Programm Frequenz Sendeleistung (ERP)
Radio Maryja 89,0 MHz 1,00 kW
Radio WAWA 89,8 MHz 0,50 kW
Polskie Radio 92,0 MHz 0,20 kW
Temporary radio 92,0 MHz 0,20 kW
Radio VOX FM Warszawa 93,3 MHz 1,00 kW
Antyradio 94 FM 94,0 MHz 1,00 kW
Radio RMF Maxxx 95,8 MHz 0,50 kW
Radio Plus Józef 96,5 fm 96,5 MHz 10,00 kW
Akademickie Radio Kampus 97,1 MHz 0,10 kW
Radio TOK FM RTCN Warszawa 97,7 MHz 0,10 kW
Radio RMF Classic 98,3 MHz 0,10 kW
Radio Złote Przeboje 100,1 MHz 1,00 kW
RDC – Radio Dla Ciebie 101,0 MHz 10,00 kW
Planeta FM 101,5 MHz 0,20 kW
Radio PiN 102 FM 102,0 MHz 0,50 kW
Radio Kolor 103 FM 103,0 MHz 1,00 kW
Radio 103,7 Roxy FM 103,7 MHz 0,20 kW
Radio Eska Rock Warszawa 104,4 MHz 0,50 kW
Polskie Radio Program 2 104,9 MHz 2,50 kW
Radio Eska Warszawa 105,6 MHz 3,20 kW
Radio Warszawa 106,2 MHz 1,00 kW
Radio Zet 107,5 MHz 10,00 kW

Fernsehen

Die Ausstrahlungen wurden Mitte 2008 zunächst nach Raszyn verlegt, seit der Umstellung auf DVB-T im Jahr 2013 erfolgt wieder eine Ausstrahlung mit geringerer Leistung im Gleichwellennetz mit dem Sender Raszyn.

Programm Frequenz Kanal ERP Polarisation Antennendiagramm
MUX 1 770 MHz 58 3 kW horizontal gerichtet
MUX 2 690 MHz 48 3 kW horizontal rund
MUX 3 522 MHz 27 10 kW horizontal rund
MUX 4 578 MHz 34 3 kW horizontal rund

Bis Mitte 2008 erfolgte Ausstrahlungen:

Programm Frequenz Kanalnummer Sendeleistung (ERP)
TVP1 215,25 MHz R11 75 kW
Temporal 471,25 MHz 21 3 kW
TVP2 519,25 MHz 27 110 kW
TVN 567,25 MHz 33 10 kW
Polsat 583,25 MHz 35 100 kW
DVB-T (Warszawa) 690,00 MHz 48 1,35 kW
TVP 3 711,25 MHz 51 100 kW
DVB-T POT 746,00 MHz 55 1,3 kW
TV 4 767,25 MHz 58 3 kW

Verweise

Siehe auch

Literatur

  • Birk Engmann: Bauen für die Ewigkeit: Monumentalarchitektur des zwanzigsten Jahrhunderts und Städtebau in Leipzig in den fünfziger Jahren. Sax-Verlag. Beucha. 2006, ISBN 3-934544-81-9.
  • Bolesław Bierut; Stanisław Jankowski: Der Sechsjahrplan des Wiederaufbaus von Warschau. Warszawa: Książka i Wiedza. 1951.
  • Magdalena Zaborowska: The Height of (Architectural) Seduction: Reading „Changes“ through Stalin´s Palace in Warsaw, Poland. In: Journal of Architectural Education 54 (2001), Nr. 4, S. 205–217.

Weblinks

Commons: Kulturpalast in Warschau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b c d e f g h i Pałac Kultury i Nauki w Warszawie. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juli 2019; abgerufen am 20. Juli 2019 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pkin.pl
  2. a b c d e f Ann Babe: The Movement to Destroy Warsaw’s Tallest Building. In: Next City. 26. Februar 2018, abgerufen am 20. Juli 2019 (englisch).
  3. a b c d e f g h i j k Sarah Nowotny und Ivana Pribakovic: «Rendez-vous» mit der Welt: Warschaus Kulturpalast. Schweizer Radio und Fernsehen SRF, 10. Juli 2019, abgerufen am 20. Juli 2019 (Schweizer Hochdeutsch).
  4. a b c The Movement to Destroy Warsaw’s Tallest Building. In: Nextcity. 26. Februar 2018, abgerufen am 20. Juli 2019 (englisch).
  5. How the Rolling Stones Rocked the Iron Curtain. In: Culture.pl. 19. Mai 2016, abgerufen am 20. Juli 2019 (englisch).
  6. a b c Palac Kultury i Nauki (PKiN): Wahrzeichen der Stadt. In: Warschau.info. Abgerufen am 10. Januar 2019.
  7. Świąteczne oświetlenie Pałacu Kultury i Nauki w Warszawie. In: RMF. 23. Dezember 2010, abgerufen am 10. Januar 2019 (polnisch).
  8. Warszawa: Sala Kongresowa znika z mapy stołecznych atrakcji. In: Polskie Radio. 13. Juli 2017, abgerufen am 20. Juli 2019 (polnisch).
  9. a b Wykaz zabytków nieruchomych wpisanych do rejestru zabytków. (PDF) Narodowy Instytut Dziedzictwa [Polnisches Erbeinstitut], abgerufen am 20. Juli 2019 (polnisch).
  10. Maciek Bernatt: The Movement to Destroy Warsaw’s Tallest Building. In: BBC. 17. November 2009, abgerufen am 20. Juli 2019 (englisch).
  11. Florian Kellermann: Warschauer Kulturpalast droht der Abriss. In: Deutschlandfunk. 16. November 2017, abgerufen am 10. Januar 2019.
  12. Współpraca. Kinoteka, abgerufen am 10. Januar 2019 (polnisch).
  13. In the Palace. Pałac Kultury i Nauki, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2019; abgerufen am 10. Januar 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pkin.pl