Römischer Dialekt

Der Römische Dialekt (Romanesco) ist jene Variante der italienischen Sprache, die in Rom verwendet wird.

Ursprünglich wurde dieser Dialekt nur innerhalb der Stadtgrenzen Roms gesprochen, mittlerweile hat er sich auch auf die Vororte ausgedehnt.

Aufgrund von Zuwanderung aus der Toskana, vor allem im 16. Jahrhundert, ist der (heutige) römische Dialekt dem Toskanischen ähnlicher als jenem des umgebenden Latium. Das heutige Italienisch leitet sich ebenfalls vom Toskanischen ab, und deshalb bestehen trotz gewisser Unterschiede keine großen Verständigungsschwierigkeiten.

Geschichte und regionale Unterschiede

Der Einfluss des als römische Kolonie gegründeten Florenz auf die Sprache der Hauptstadt begann schon im fünften Jahrhundert, besonders stark war er im 15. und 16. Jahrhundert (siehe dazu die Arbeiten von A. Esch[1] und G. Ernst[2]).

Das Standarditalienisch ist ebenfalls stark von Florenz (vor allem durch Dante Alighieri) beeinflusst worden.

Deshalb ergeben sich hier große Ähnlichkeiten.

Die übrigen Dialekte Latiens sind hingegen autochthon; für jene, die nur Standarditalienisch beherrschen, sind sie schwerer zu verstehen. Sie sind mit Neapolitanisch verwandt.

Im 19. Jahrhundert erlangte der römische Dialekt dank des Poeten Giuseppe Gioachino Belli, der seine Werke in ebendiesem verfasste, literarische Bedeutung und landesweite Bekanntheit.

Vergleich mit Standarditalienisch

Der römische Dialekt ist, von einigen einzelnen Lexemen abgesehen, für alle Italiener verhältnismäßig gut verständlich. Die Unterschiede zum Standarditalienischen treten namentlich in der Phonetik, weniger in der Grammatik auf.

Die wichtigsten regelmäßigen Unterschiede in der Phonetik:

  • der Buchstabe j wird anstelle der italienischen palatalen Liquida ‹gl› /ʎ/ verwendet und als palataler Approximant (wie das deutsche ‹j›) realisiert. (z. B.: famija statt famiglia)
  • der Entfall von Diphthongen (z. B.: còre, bòno statt cuore, buono)
  • der Entfall von l in den bestimmten Artikeln (‘o, ‘a,‘e statt lo, la, le; dô, dâ, â, ao statt dello, della, alla, allo)
  • die Verdopplungen der Okklusive ‹b› und ‹g› nach Vokal (z. B.: reggina /redʤina/ statt regina /reʤina/)
  • Der Liquidenwechsel von l zu r (z. B.: artro statt altro, ner statt nel)
  • Die Totalassimilation von Verbindungen wie nd, ld, mb (z. B.: monno anstatt mondo, callo anstatt caldo und entrammi anstatt entrambi).

In der Morphologie sind die Unterschiede am ehesten bei der Konjugation besonders augenscheinlich, obwohl es sich dabei im Grunde auch um phonologische Erscheinungen handelt.

Bei der regelmäßigen Konjugation, im Beispiel parlare/parlà 'sprechen', unterscheiden sich 1. und 3. Person Plural:

Romanesco Standarditalienisch Deutsch
parlamo parliamo wir sprechen
parleno parlano sie sprechen

Beispielsätze

  • Stò à nnà ar cinema cò l'amici mia - sto andando al cinema con i miei amici 'ich gehe mit meinen Freunden ins Kino'
  • Ma nun č' 'ō sapevi che sù fija n'è nnata à scola? - ma non lo sapevi che sua figlia non è andata a scuola? 'Wusstest du denn nicht, dass seine Tochter nicht zur Schule ging?'
  • Aò, jeri me sò pijato 'na bira ar bare - ieri ho preso (pigliato) una birra al bar 'gestern habe ich an der Bar ein Bier getrunken'

Literatur im Römischen Dialekt

Das bedeutendste Werk, das im Romanesco verfasst wurde, sind wohl die Sonetti Romaneschi des Dichters Giuseppe Gioachino Belli, eine Sammlung von über 2000 Sonetten, die das kärgliche Leben der Bevölkerung im Kirchenstaat des 19. Jahrhunderts teilweise durchaus ironisch beschreiben.[3]

Im Novecento war der Poet Trilussa der bedeutendste Vertreter der römischen Dialektliteratur.

In den italienischen Übersetzungen der Asterix-Comics sprechen die Römer im römischen Dialekt.

Zu einiger Bekanntheit hat es auch das Buch Mo je faccio er cucchiaio — Il mio calcio des Kapitäns der AS Roma, Francesco Totti, gebracht, das allerdings weitgehend im Standarditalienischen verfasst ist.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. A. ESCH: Florentiner in Rom um 1400, Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. LII, 1972.
  2. G. Ernst: Die Toskanisierung des römischen Dialekts im 15. und 16. Jahrhundert. Niemeyer, Tübingen 1970.
  3. Pietro Trifone: «Giuseppe Gioachino Belli», in Storia linguistica di Roma. Roma: Carocci 2008.