Vierschanzentournee

Vierschanzentournee
Status Aktiv
Genre Skisprung-Weltcup
Datum 29./30. Dezember – 6./7. Januar
Turnus jährlich
Austragungsländer Deutschland Deutschland /
Osterreich Österreich
Austragungsorte 1. Deutschland Oberstdorf
2. Deutschland Garmisch-Partenkirchen
3. Osterreich Innsbruck
4. Osterreich Bischofshofen
Sprungschanzen 1. Schattenbergschanze
2. Große Olympiaschanze
3. Bergiselschanze
4. Paul-Außerleitner-Schanze
Erstaustragung 1953
Titelträger Japan Ryōyū Kobayashi
Rekordsieger Finnland Janne Ahonen (5 Siege)
Punkterekord Norwegen Halvor Egner Granerud (1191,2 Punkte)
Meiste Einzelsiege Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutschland Jens Weißflog (10 Siege)
Norwegen Bjørn Wirkola (10 Siege)
Meiste Teilnahmen -
Meiste Punkte -
Nationenwertung Osterreich Österreich (16 Siege)
Finnland Finnland (16 Siege)
Organisator FIS
Website www.vierschanzentournee.com

In der Vierschanzentournee sind vier Skisprung-Weltcupveranstaltungen zusammengefasst, die seit 1953 jährlich um den Jahreswechsel in Deutschland und Österreich stattfinden. Die Tournee zählt neben den Olympischen Spielen, den Nordischen Skiweltmeisterschaften und dem Skisprung-Weltcup zu den prestigeträchtigsten Wettbewerben des Skispringens.

Die 72. Auflage fand vom 28. Dezember 2023 bis 6. Januar 2024 statt.

Geschichte

Idee

Karte
Austragungsorte der Vierschanzentournee

Vorläufer der Vierschanzentournee ist das seit 1921/22 im heutigen Garmisch-Partenkirchen durchgeführte Neujahrsspringen – der erste Sieger sprang dabei 76 Meter weit. Die Idee zu einem Springen auf vier verschiedenen Schanzen an mehreren kurz hintereinander liegenden Tagen wurde im Jahr 1949 von Mitgliedern der Skiclubs Partenkirchen und Innsbruck entwickelt. Da nach dem Zweiten Weltkrieg noch keine Teilnahme ausländischer Springer in Deutschland und deutscher Springer im Ausland möglich war, musste die Umsetzung der Idee zu einer solchen Tournee jedoch bis ins Jahr 1952 verschoben werden, wobei nur deutsche und österreichische Austragungsorte einbezogen werden konnten.

Am 17. Mai 1952 wurde anlässlich eines Nachtspringens auf der Seegrube oberhalb Innsbrucks die „Deutsch-Österreichische Springertournee“ begründet; Gründungsväter waren Toni Glos, Emmerich Pepeunig (Innsbruck), Beppi Hartl, Franz Rappenglück (Partenkirchen), Andi Mischitz, Fred Triebner (Bischofshofen) sowie Alfons Huber und Xaver Kaiser (Oberstdorf).[1]

Die drei Stationen Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen standen von Anfang an als Austragungsorte fest. Um eine Parität zwischen Deutschland und Österreich zu erreichen, wurde ein zweiter deutscher Austragungsort gewünscht. Der SC Partenkirchen (SCP) wurde daher von den Tournee-Organisationen beauftragt, einen solchen zu finden. Zunächst wurden Berchtesgaden, Füssen und Oberammergau in Betracht gezogen. Diese Städte bzw. Orte hatten bereits Erfahrungen mit der Austragung von Skisprungwettbewerben auf den schon vorhandenen Skisprungschanzen. Das bedeutete, dass dort keine neuen Schanzen nötig wurden und der SCP nicht für die Organisation zuständig gewesen wäre. Andererseits gab es auch große Überschneidungen des Einzugsgebiets der Zuschauer mit dem von Partenkirchen und der SCP befürchtete daher Einnahmeverluste. Deshalb entschied man sich für Oberstdorf als zweiten deutschen Standort.

Die offizielle Gründung der „Deutsch-Österreichischen Springertournee“ (kurz: die Tournee) erfolgte am 14. Dezember 1952 im Posthotel in Partenkirchen.

1950er Jahre: Die ersten Tourneen

Saison Sieger
1953 Osterreich Josef Bradl
1953/54 Norwegen Olaf B. Bjørnstad
1954/55 Finnland Hemmo Silvennoinen
1955/56 Sowjetunion 1955 Nikolai Kamenski
1956/57 Finnland Pentti Uotinen
1957/58 Deutschland Demokratische Republik 1949 Helmut Recknagel
1958/59 Deutschland Demokratische Republik 1949 Helmut Recknagel
1959/60 Deutschland Max Bolkart
1960/61 Deutschland Demokratische Republik 1949 Helmut Recknagel
1961/62 Finnland Eino Kirjonen
1962/63 Norwegen Toralf Engan
1963/64 Finnland Veikko Kankkonen
1964/65 Norwegen Torgeir Brandtzæg
1965/66 Finnland Veikko Kankkonen
1966/67 Norwegen Bjørn Wirkola
1967/68 Norwegen Bjørn Wirkola
1968/69 Norwegen Bjørn Wirkola
1969/70 Deutschland Demokratische Republik 1949 Horst Queck
1970/71 Tschechoslowakei Jiří Raška
1971/72 Norwegen Ingolf Mork
1972/73 Deutschland Demokratische Republik 1949 Rainer Schmidt
1973/74 Deutschland Demokratische Republik 1949 Hans-Georg Aschenbach
1974/75 Osterreich Willi Pürstl
1975/76 Deutschland Demokratische Republik 1949 Jochen Danneberg
1976/77 Deutschland Demokratische Republik 1949 Jochen Danneberg
1977/78 Finnland Kari Ylianttila
1978/79 Finnland Pentti Kokkonen
1979/80 Osterreich Hubert Neuper
1980/81 Osterreich Hubert Neuper
1981/82 Deutschland Demokratische Republik 1949 Manfred Deckert
1982/83 Finnland Matti Nykänen
1983/84 Deutschland Demokratische Republik 1949 Jens Weißflog
1984/85 Deutschland Demokratische Republik 1949 Jens Weißflog
1985/86 Osterreich Ernst Vettori
1986/87 Osterreich Ernst Vettori
1987/88 Finnland Matti Nykänen
1988/89 Finnland Risto Laakkonen
1989/90 Deutschland Dieter Thoma
1990/91 Deutschland Jens Weißflog
1991/92 Finnland Toni Nieminen
1992/93 Osterreich Andreas Goldberger
1993/94 Norwegen Espen Bredesen
1994/95 Osterreich Andreas Goldberger
1995/96 Deutschland Jens Weißflog
1996/97 Slowenien Primož Peterka
1997/98 Japan Kazuyoshi Funaki
1998/99 Finnland Janne Ahonen
1999/00 Osterreich Andreas Widhölzl
2000/01 Polen Adam Małysz
2001/02 Deutschland Sven Hannawald
2002/03 Finnland Janne Ahonen
2003/04 Norwegen Sigurd Pettersen
2004/05 Finnland Janne Ahonen
2005/061 Finnland Janne Ahonen
Tschechien Jakub Janda
2006/07 Norwegen Anders Jacobsen
2007/08 Finnland Janne Ahonen
2008/09 Osterreich Wolfgang Loitzl
2009/10 Osterreich Andreas Kofler
2010/11 Osterreich Thomas Morgenstern
2011/12 Osterreich Gregor Schlierenzauer
2012/13 Osterreich Gregor Schlierenzauer
2013/14 Osterreich Thomas Diethart
2014/15 Osterreich Stefan Kraft
2015/16 Slowenien Peter Prevc
2016/17 Polen Kamil Stoch
2017/18 Polen Kamil Stoch
2018/19 Japan Ryōyū Kobayashi
2019/20 Polen Dawid Kubacki
2020/21 Polen Kamil Stoch
2021/22 Japan Ryōyū Kobayashi
2022/23 Norwegen Halvor Egner Granerud
2023/24 Japan Ryōyū Kobayashi

Die erste Tournee ist die Einzige, die innerhalb eines Kalenderjahres ausgetragen wurde. Sie startete am 1. Januar 1953 mit dem Neujahrsspringen in Partenkirchen. 20.000 Zuschauer kamen zum ersten Springen, bei dem insgesamt 50 Springer an den Start gingen: außer vielen Deutschen und Österreichern auch vier Springer aus Jugoslawien, vier aus Schweden, drei aus Norwegen und drei aus der Schweiz.

Sieger des Neujahrsspringens war Asgeir Dølplads aus Norwegen mit Sprüngen von 78,5 und 80 Meter. Am 4. Januar fand dann das zweite Springen in Oberstdorf statt, das von Erling Kroken aus Norwegen gewonnen wurde, bevor es dann am 6. Januar zum Dreikönigsspringen nach Innsbruck ging, wo der Österreicher Sepp Bradl siegte. Das letzte Springen der Tournee 1953 wurde am 11. Januar in Bischofshofen ausgetragen. Mit Halvor Næs siegte erneut ein Norweger. Gesamtsieger der ersten Deutsch-Österreichischen Tournee wurde der Österreicher Sepp Bradl vor den Norwegern Halvor Næs und Asgeir Dølplads.

Der Zuschauerzuspruch war groß, obwohl nicht die gesamte Weltspitze teilnahm und beispielsweise die gesamte starke finnische Mannschaft fehlte. Die Einnahmen für die austragenden Skiclubs waren hoch und das Lob der Athleten über die Organisation enorm. Viele Sportler schwärmten bei den folgenden Großveranstaltungen von der neugeschaffenen Tournee, und so wurden weitere Springer darauf aufmerksam. Nur kurze Zeit nach Beendigung der Tournee 1953 wurde mit der Planung der nächsten begonnen. Der Ablauf sollte diesmal aber geändert werden. Das Neujahrsspringen in Partenkirchen sollte erhalten bleiben, allerdings nicht mehr als Auftaktspringen, sondern als zweites Springen. Das Auftaktspringen wurde nach Oberstdorf verlegt und fand von da an immer am 29. oder 30. Dezember statt. Somit begann die Tournee 1953/54 im alten und endete im neuen Jahr. Das Springen am Bergisel in Innsbruck wurde auf den 3. oder 4. Januar vorgezogen, und das Dreikönigsspringen fand von nun an als Abschluss der Tournee in Bischofshofen statt.

In den folgenden Jahren stieg die Bedeutung der Tournee als wichtigste Veranstaltung im Skisprungkalender. Das Teilnehmerfeld wurde immer stärker und das Zuschauer- und Medieninteresse nahm stetig zu. So wurde das Neujahrsspringen bereits im Jahr 1956 in der ARD übertragen. Ein Jahr später übertrug die ARD alle Springen der Tournee, was wiederum den Bekanntheitsgrad in Deutschland weiter steigerte. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete auch der erste Podestplatz eines deutschen Springers bei der Tournee 1956/57, als Max Bolkart den dritten Platz belegte.

Die 6. Tournee 1957/58 wurde in Abwesenheit der starken Norweger (Trainingsprobleme im Vorfeld der Tournee) und Finnen (Vorbereitung auf die Nordischen Skiweltmeisterschaften 1958 in Lahti) von Helmut Recknagel aus Steinbach-Hallenberg (DDR) vor zwei Springern aus der UdSSR gewonnen. Es war der erste Gesamtsieg für einen Springer aus Deutschland. Recknagel wiederholte den Sieg bei der Tournee 1959 und der Tournee 1961. Bei der Tournee 1959/60 konnte mit Max Bolkart auch der erste Bundesdeutsche einen Gesamtsieg feiern, abwesend waren die Springer der DDR, aus Polen, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Norwegen und Finnland.

Flaggenstreit

Bei der achten Auflage 1959/60 kam es zum ersten großen Eklat in der noch jungen Geschichte der Tournee. Die Bundesrepublik Deutschland erkannte die ab dem 1. Oktober 1959 von DDR-Sportlern verwendete, auch als „Spalterflagge“ bezeichnete Flagge der Deutschen Demokratischen Republik nicht an und verbot ihnen den Start unter diesem Staatsemblem. Die Springer und Betreuer des Nationalteams der DDR bestanden jedoch auf dem Hissen ihrer Nationalflagge bei sportlichen Veranstaltungen. Da dies nicht zugelassen wurde, nahmen die DDR-Springer zunächst an den Springen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen nicht teil. Ein Start auf den Schanzen in Innsbruck und Bischofshofen war zunächst geplant, da die Österreicher keine Veranlassung zu einem Flaggenverbot sahen. Auf bundesdeutschen diplomatischen Druck hin wurde das Verbot allerdings kurz vor Beginn des Springens in Innsbruck auch für beide in Österreich stattfindenden Springen ausgesprochen. Daraufhin erklärten auch die Mannschaften aus Polen, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei aus Solidarität ihren Verzicht auf die Springen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen sowie, der Entwicklung folgend, später auch für Innsbruck und Bischofshofen. Da zudem die Norweger und Finnen aufgrund der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 1960 in Squaw Valley fehlten, war diese Tournee recht schwach besetzt. Es siegte Max Bolkart.

Der Streit um die Flagge der DDR setzte sich im Sommer 1960 fort. Die Organisatoren der Tournee überlegten, wie sie das Problem lösen könnten, da sie nicht erneut eine Veranstaltung ohne die starken Springer aus der DDR durchführen wollten. Da aufgrund der politischen Umstände keine Möglichkeit gesehen wurde, das Hissen der DDR-Flagge zu erlauben, kamen sie zu dem Entschluss, statt der Nationalflagge die Fahne des Skiclubs, für den der Springer startete, zu hissen. Mit diesem Kompromiss war das DDR-Team einverstanden und so reiste es in Bestbesetzung zur Tournee an. Es siegte wie vor dem Flaggenstreit Helmut Recknagel; dies war der vorerst letzte deutsche Tourneesieg.

Im selben Jahr kam es darüber hinaus zu einem einmaligen Ereignis in der Tournee: Da Innsbruck den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 1964 bekommen hatte, wurde die Schanze am Bergisel umgebaut. Da die Bauarbeiten auch während der Tournee andauerten, trugen die Springer ihren Wettkampf auf einer Baustelle aus.

1960er Jahre: Düsseldorfer Beschlüsse und skandinavische Dominanz

Auch die Jubiläumstournee 1961/62 stand wieder im Zeichen der deutsch-deutschen Sportpolitik. Nach dem Bau der Berliner Mauer nahmen das bundesdeutsche NOK und der DSB am 16. August 1961 die so genannten Düsseldorfer Beschlüsse an. Diese bedeuteten eine „generelle Sperre des gesamten Sportverkehrs“ zwischen der Bundesrepublik und der DDR; sie untersagten in der Bundesrepublik jegliche Sportveranstaltungen mit DDR-Teilnehmern. Somit konnten die Springer aus der DDR bis zur Tournee 1965/66 nicht an den beiden Tourneespringen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen teilnehmen. Es bleibt müßig, darüber zu spekulieren, ob Helmut Recknagel ohne diese sportpolitischen Querelen seinen bis dahin errungenen drei Tourneesiegen noch weitere hätte hinzufügen können. Die 10. Tournee 1961/62 läutete auch gleichzeitig eine lange Erfolgsserie der Springer aus Finnland und Norwegen ein, Springer aus diesen beiden Ländern gewannen achtmal in Folge.

Seit der Tournee 1964/65 werden Computer für die Ergebnisermittlung eingesetzt. Beim Neujahrsspringen am 1. Januar 1965 wurde zunächst Heini Ihle als Sieger bekannt gegeben. Eine Stunde später teilte das Kampfgericht jedoch mit, dass es sich um einen Zehntelpunkt verrechnet hatte, womit Erkki Pukka mit 216,0 Punkten vor Heini Ihle mit 215,9 Punkten als Sieger feststand.

1970er Jahre: Dominanz der DDR und Kommerzialisierung

Erst Horst Queck aus der DDR konnte die Dominanz der Skandinavier mit seinem Sieg bei der Tournee 1969/70 unterbrechen. Es folgten die Jahre der DDR. In neun Jahren gewannen fünfmal ostdeutsche Springer: 1969/70 Horst Queck; 1972/73 Rainer Schmidt; 1973/74 Hans-Georg Aschenbach; 1975/76 und 1976/77 Jochen Danneberg.

Außerdem schritt die Kommerzialisierung der Tournee und des Skisprungsports allgemein voran. Mit Intersport fand die Tournee den ersten Haupt- und Namenssponsor und der bisherige Amateursport Skispringen entwickelte sich immer mehr zum Profisport.

1980er Jahre: Nykänen gegen Weißflog

Die 1980er Jahre waren durch Matti Nykänen (FIN) und Jens Weißflog (DDR) geprägt, die beide jeweils fünf Podiumsplätze in diesem Jahrzehnt erreichten. Nachdem es dem Österreicher Hubert Neuper gelungen war, die Tournee in den Jahren 1979/80 und 1980/81 zweimal in Folge zu gewinnen, siegte 1981/82 Manfred Deckert aus der DDR. Im Jahr 1982/83 gewann Matti Nykänen zum ersten Mal die Tournee vor Jens Weißflog, der sich dann in den beiden folgenden Jahren jeweils den Sieg sicherte, zuerst vor Klaus Ostwald (DDR) und Matti Nykänen, danach vor Nykänen und Ostwald. In den Jahren 1985/86 und 1986/87 konnte sich der Österreicher Ernst Vettori den Tourneegesamtsieg zweimal in Folge sichern. Im Jahr 1987/88 gewann erneut Nykänen vor Weißflog, während im Jahr darauf der Finne Risto Laakkonen bei seinem Sieg Nykänen auf Platz zwei und Weißflog auf Platz drei verdrängte.

1990er Jahre: Entwicklung des V-Stils

Dieter Thoma gewann die Vierschanzentournee 1989/90 30 Jahre nach Max Bolkart als zweiter westdeutscher Sportler vor František Jež aus der Tschechoslowakei sowie Jens Weißflog aus der DDR. Mit der „Einführung“ des V-Stils Anfang der 1990er Jahre wurden die gesprungenen Weiten immer größer. Die Schanzen mussten vom Profil her immer weiter ausgebaut, aber auch in ihrer Ausstattung modernisiert und den neuen Bedingungen angepasst werden. Jens Weißflog, nunmehr für Gesamtdeutschland startend, war der einzige Springer, der Gesamtsiege sowohl im Parallel- als auch im V-Stil gewann und zusätzlich für zwei Staaten an den Start ging. Als Erster gewann er die Tournee viermal, nämlich 1983/84, 1984/85, 1990/91 und 1995/96.

Schattenbergschanze in Oberstdorf beim Auftaktspringen zur Vierschanzentournee am 30. Dezember 2006

Seit 2000: Hannawalds historischer Triumph, Ahonens Rekord und österreichische Dominanz

2000/01 gewann mit Adam Małysz erstmals ein polnischer Springer die Tour. Das Jahr darauf ging besonders in die deutschen Geschichtsbücher ein. Bis zur Jahrtausendwende war es 13 Springern gelungen, drei von vier Springen innerhalb einer Tournee für sich zu entscheiden, dem Norweger Bjørn Wirkola gelang dies sogar zweimal. Keiner konnte jedoch alle vier Springen einer Tournee gewinnen, sodass es als besonderer Mythos der Vierschanzentournee galt, ob dies überhaupt möglich sei. Als erstem Springer gelang dieser historische Erfolg dann dem Deutschen Sven Hannawald bei der 50. Vierschanzentournee 2001/02.

Im Jahr 2006 gab es zum ersten Mal zwei Sieger, die dieselbe Punktzahl in der Gesamtwertung aufwiesen: Jakub Janda aus Tschechien und Janne Ahonen aus Finnland. Ahonen gelang es zwei Jahre später mit seinem fünften Gesamtsieg (1998/99, 2002/03, 2004/05, 2005/06, 2007/08), den Rekord von Weißflog mit vier Gesamtsiegen zu brechen.

Danach begann die bis 2014/15 anhaltende Dominanz der Österreicher, denen es als erste Nation in der Geschichte der Vierschanzentournee gelang, in sieben aufeinander folgenden Jahren den Gesamtsieg für sich zu verbuchen – Wolfgang Loitzl (2008/09), Andreas Kofler (2009/10), Thomas Morgenstern (2010/11), Gregor Schlierenzauer (2011/12 und 2012/13), Thomas Diethart (2013/14) und Stefan Kraft (2014/15) waren die jeweiligen Gewinner.

2015/16 gewann Peter Prevc als zweiter Springer aus Slowenien die Tournee. Die zwei folgenden Gesamtsiege konnte der polnische Skispringer Kamil Stoch für sich verbuchen, wobei er 2017/18 als zweiter Springer überhaupt nach Sven Hannawald alle vier Einzelspringen für sich entschied. Nur ein Jahr später gelang dies auch dem Japaner Ryōyū Kobayashi. 2019/20 war Dawid Kubacki der dritte Pole, der die Tournee gewinnen konnte und im Jahr darauf sicherte sich sein Landsmann Kamil Stoch seinen insgesamt dritten Tourgesamtsieg.

Ab 2024/25: Tournee der Damen

Im April 2022 wurde bekannt, dass es ab der Saison 2023/24 eine Vierschanzentournee der Damen geben soll.[2] Dies hat sich nun allerdings auf „frühestens zur Saison 2024/25“ verschoben.[3]

Organisation

Termine

Springen der Vierschanzentournee
Ort
(Datum)
Schanze Schanzenrekord
(Jahr)
Deutschland Oberstdorf
(29. oder 30. Dezember)
Schattenbergschanze Sigurd Pettersen 143,5 m
(2003)
Deutschland Garmisch-Partenkirchen
(1. Januar; Neujahrsspringen)
Große
Olympiaschanze
Dawid Kubacki 144,0 m
(2021)
Osterreich Innsbruck
(3. oder 4. Januar)
Bergiselschanze Michael Hayböck 138,0 m
(2015)
Osterreich Bischofshofen
(6. oder 7. Januar; Dreikönigsspringen)
Paul-Außerleitner-
Schanze
Dawid Kubacki 145,0 m
(2019)

Zu Beginn ihrer Geschichte fand die Vierschanzentournee noch nicht dauerhaft in der heute etablierten Abfolge der Stationen statt. Im ersten Tournee-Jahr 1953 eröffnete das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen die Veranstaltung. In den Jahren 1956, 1961 und 1962 fand das Springen in Innsbruck als zweites Springen noch im alten Jahr statt. 1971/72 wurden die Termine von Oberstdorf und Innsbruck getauscht. In der Anfangszeit fand das Springen in Oberstdorf häufig auch erst an Silvester statt.

Seit der Tournee 1972/73 ist die Reihenfolge der Springen unverändert. Die Vierschanzentournee beginnt üblicherweise am 29. oder 30. Dezember in Oberstdorf, das Neujahrsspringen findet am 1. Januar in Garmisch-Partenkirchen statt, gefolgt von dem Springen in Innsbruck am 3. oder 4. Januar und dem Dreikönigsspringen am 6. Januar in Bischofshofen. Die Termine von Oberstdorf und Innsbruck sind abhängig von den Wochentagen, während die Termine von Garmisch-Partenkirchen und Bischofshofen in aller Regel fest sind.

Das Neujahrsspringen fand mit einer Ausnahme immer am Neujahrstag statt, lediglich 1979 wurde es witterungsbedingt auf den 2. Januar verschoben. Das Springen von Bischofshofen wurde im Jahr 2007 auf Wunsch des Fernsehens einmalig auf den 7. Januar verlegt, da dies ein Sonntag war.

2008 wurde das Springen in Innsbruck erstmals in der Geschichte der Vierschanzentournee aufgrund eines Föhnsturms abgesagt und am 5. Januar in Bischofshofen nachgeholt. Da die Tournee damit nur auf drei Schanzen, wenn auch mit vier Springen, ausgetragen wurde, wurde scherzhaft schon von einer Dreischanzentournee gesprochen. Es war das erste Mal, dass die Tournee nicht auf vier Schanzen ausgetragen wurde, denn als 1956 das Dreikönigsspringen in Bischofshofen aufgrund von Schneemangel nicht stattfinden konnte, wurde stattdessen am 8. Januar ein Springen auf der Zinkenschanze im nahegelegenen Hallein ausgetragen. Im Jahr 2022 wiederholte sich diese Geschichte. Das Springen in Innsbruck wurde erneut wegen zu starker Winde abgesagt. Am 5. Januar fand daher in Bischofshofen ein Ersatzwettbewerb statt.

Ausrichter

Die Tournee wird von den Skiklubs der Austragungsorte ausgerichtet. Dies sind der Skiclub 1906 Oberstdorf e. V., das Organisationskomitee Neujahrs-Skispringen des SC Partenkirchen e. V., der Sport-Club Bergisel und der Skiclub Bischofshofen.

Tournee-Präsident

Präsident der Vierschanzentournee ist einer der vier Präsidenten der Ausrichtervereine. Der Verein des Präsidenten führt die Geschäftsstelle der Tournee. Seit 2021 ist dies der SC Oberstdorf.[4]

Finanzen

Der finanzielle Aufwand für die Ausrichtung der Tournee wurde für die Tournee 2003/04 mit 3,6 Mio. Euro angegeben.[5]

Das Preisgeld summierte sich bis zur Tournee 2020/21 auf 70.000 Schweizer Franken (CHF), die sich wie folgt aufteilten: 1. Platz = 30.000 CHF, 2. = 15.000 CHF, 3. = 10.000 CHF, 4. = 6.000 CHF, 5. = 3.000 CHF, 6. = 2.000 CHF, 7.–10. = je 1.000 CHF.[6] Häufig werden von Sponsoren zusätzlich wertvolle Sachpreise bereitgestellt, z. B. von Nissan (2004 ein Spezialauto X-trail, 2005 ein Nissan Pathfinder).[7]

Zur Tournee 2021/22 wurde das Preisgeld erhöht. Der Sieger erhält nun 100.000 CHF.[8]

Marketing

In der Saison 2010/11 erhielt die Vierschanzentournee ein neues Logo, eine neue Trophäe und erstmals ein einheitliches Event-Layout in einem neuen Design.[9] Zur Tournee 2021/22 wurde das vierfarbige Layout in ein einfarbiges blaues Layout geändert und der Schriftzug unter das Logo gesetzt (zuvor darüber).[10]

Für die Vierschanzentournee 2013/14 wurde erstmals ein offizieller Song präsentiert: Den Titel To the Sky interpretierte die deutsche Popsängerin Juliette Schoppmann.[11]

Teilnehmerländer

Land Anzahl
der Teilnahmen
Erste Teilnahme
Osterreich Österreich 1953
Deutschland Deutschland 1953
Schweden Schweden 1953
Schweiz Schweiz 1953
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1953
Norwegen Norwegen 1953
Finnland Finnland 1953/54
Tschechoslowakei Tschechoslowakei 1955/56
Kanada Kanada 1955/56
Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 1955/56
Sowjetunion Sowjetunion 1955/56
Polen Polen 1956/57
Italien Italien 1957/58
Frankreich Frankreich 1959/60
Ungarn Ungarn 1961/62
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1962/63
Japan Japan 1966/67
Bulgarien Bulgarien 1971/72
Spanien Spanien 1978/79
Rumänien Rumänien 1985/86
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 1986/87
Niederlande Niederlande 1986/87
Slowenien Slowenien 1991/92
Tschechien Tschechien 1992/93
Ukraine Ukraine 1992/93
Kasachstan Kasachstan 1992/93
Slowakei Slowakei 1992/93
Russland Russland 1992/93
Belarus Belarus 1996/97
Estland Estland 1997/98
Kirgisistan Kirgisistan 1998/99
Korea Sud Südkorea 1998/99
Georgien Georgien 2001/02
China Volksrepublik Volksrepublik China 2003/04
Griechenland Griechenland 2013/14
Turkei Türkei 2017/18

Modus

Wertungsprinzipien

Die Gesamtwertung der Tournee wird durch Addieren der Ergebnisse der vier Springen ermittelt. Dabei zählt die erzielte Punktzahl für Weite und Haltung, nicht die Platzierung oder die damit verbundenen Weltcup-Punkte.

Die Punktzahl setzt sich zusammen aus:

  • Sprungweite: Sprung bis zum K-Punkt der Schanze ergibt 60 Punkte. Jeder weitere Meter ergibt 1,8 Pluspunkte bzw. Minuspunkte bei Landung vor dem K-Punkt.
  • Haltung: Von den fünf Wertungsrichtern werden die drei mittleren Haltungspunktzahlen addiert. Die jeweils höchste und niedrigste Haltungspunktzahl wird gestrichen.
  • Windfaktor: Je nach Windverhältnissen können den Springern Punkte gutgeschrieben oder abgezogen werden (Rückenwind führt zu Zusatzpunkten und Aufwind zu Punktabzug).
  • Gate: Während des laufenden Wettbewerbs kann die Jury den Anlauf verlängern oder verkürzen. Wird der Anlauf verlängert, bekommen die nachfolgenden Springer Punkte abgezogen bzw. umgekehrt. Dies kann der Fall sein, wenn aufgrund starken Aufwinds die Springer zu weit nach unten auf den Aufsprunghügel springen können. Wegen der flachen Neigung der Landungsfläche besteht hierbei erhöhte Sturzgefahr.

Windfaktor und Gate wurden erstmals bei der Vierschanzentournee 2010/11 angewandt. Dieses System schafft objektivere Ergebnisse, wenngleich die äußeren Einflüsse nie vollständig kompensiert werden können.

K.-o.-System

Grundsätze

Eine der Besonderheiten der Vierschanzentournee ist die Austragung im umstrittenen K.-o.-System, während bei den anderen Weltcup-Wettbewerben jeweils die besten 30 Springer des ersten Durchgangs in den zweiten Durchgang kommen. Der K.-o.-Modus wird nur angewandt, wenn die Qualifikation am Vortag des Springens stattfindet. Muss die Qualifikation witterungsbedingt am Tage des Springens ausgetragen werden oder ganz entfallen, wird nach den Regeln normaler Weltcups gesprungen. Dies war zuletzt am 29. Dezember 2020 in Oberstdorf der Fall.

Qualifikation

Bei dem erstmals in der Saison 1996/97 eingesetzten Modus werden die für das Springen qualifizierten 50 Springer in 25 Paare eingeteilt, sodass immer zwei Springer gegeneinander springen. Dabei springt der 1. der Qualifikation gegen den 50., der 2. gegen den 49. usw. Deshalb ist die Qualifikation wichtiger als bei anderen Springen, da sie nicht nur über die Teilnahme am ersten Durchgang entscheidet, sondern durch die erreichte Platzierung auch das entsprechende Duell festlegt.

Bis 2017 waren die zehn Besten der Weltcup-Gesamtwertung (bis 2006/07 die 15 Besten) automatisch qualifiziert. Für sie ging es in der Qualifikation folglich nicht um die Teilnahme am Wettkampf, sondern lediglich darum, gegen welchen Gegner sie im K.-o.-System antreten müssen.

Wettkampf

Der Sieger jedes der 25 Springerduelle kommt direkt in den zweiten Durchgang. Zusätzlich kommen die fünf punktbesten Verlierer, die sogenannten Lucky Loser (englisch: glücklicher Verlierer) weiter, sodass das Teilnehmerfeld für den zweiten Durchgang aus 30 Springern besteht. Im Fall der Punktgleichheit des fünftbesten Verlierers mit weiteren Springern sind auch diese für den zweiten Durchgang qualifiziert, sodass auch mehr als 30 Springer den zweiten Durchgang erreichen können.

Bei diesem Modus ist es zum Beispiel möglich, dass der Zwölfte des ersten Durchgangs ausscheidet (wenn er sein Duell verliert und es fünf bessere „Verlierer“ gibt), der Neunundvierzigste des ersten Durchgangs hingegen weiterkommt (wenn er sein Duell gewinnt). Es kommt deshalb immer wieder vor, dass Springer, die nach dem normalen Modus ausgeschieden wären, sich für den zweiten Durchgang qualifizieren, eigentlich qualifizierte Springer jedoch ausscheiden.

Ändern sich die Wetterbedingungen während eines Wettkampfes stark, kann der K.-o.-Modus jedoch auch zu mehr Gerechtigkeit führen. So erhalten Springer, deren Chancen auf das Erreichen des zweiten Durchgangs durch äußere Einflüsse wie Rücken- oder Seitenwind verringert werden, die Möglichkeit, sich dennoch über ein direktes Duell zu qualifizieren. Ihr Duellgegner wäre dann ein Springer, der bei ähnlichen (da zeitnahen) Bedingungen springen muss. Andersherum müssen wetterbegünstigte Athleten ihr direktes Duell meist auch gegen in ähnlichem Maße wetterbegünstigte Springer bestreiten, sodass sich ihr Vorteil in Grenzen hält.

Sieger

Kamil Stoch mit der Siegertrophäe der Vierschanzentournee

Gesamtsieger

Der frühere Pokal für den Sieger der Vierschanzentournee von Joska Kristall. Seit 2013[12] erhält der Gesamtsieger einen goldenen Adler auf transparentem Sockel. Obiger Glaspokal ist nun für den 2. und 3. der Gesamtwertung.

Janne Ahonen (Finnland) ist seit der Tournee 2007/08 mit fünf Gesamtsiegen der erfolgreichste Teilnehmer der Vierschanzentournee, vor Jens Weißflog (DDR, Deutschland) mit vier und den vier Springern Helmut Recknagel (DDR), Bjørn Wirkola (Norwegen), Kamil Stoch (Polen) und Ryōyū Kobayashi (Japan) mit jeweils drei Gesamtsiegen. Insgesamt gibt es zwölf Mehrfachsieger, von denen neun einen Vorjahressieg wiederholen konnten. Bjørn Wirkola gelang dies als einzigem zweimal, und das auch hintereinander. Bei Jens Weißflog liegt mit zwölf Jahren die längste Zeit zwischen seinem ersten und letzten Gesamtsieg, bei Janne Ahonen sind es neun und bei Matti Nykänen (Finnland) fünf Jahre.[13] Der jüngste Gesamtsieger bisher ist Toni Nieminen (Finnland), der im Alter von 16 Jahren und 220 Tagen die Tournee gewonnen hat.[14] Primož Peterka (Slowenien) war bei seinem Triumph 17 Jahre und 313 Tage alt.[14] Der älteste Sieger ist Josef Bradl (Österreich) mit 35 Jahren und 3 Tagen, der zugleich auch mit genau 38 Jahren, bei seinem zweiten Platz in der Saison 1955/56, der älteste Springer ist, der jemals auf dem Podest war.[15]

Rekordsieger der Vierschanzentournee
Gesamtsiege Name Tourneen
5 Finnland Janne Ahonen 1998/99, 2002/03, 2004/05, 2005/06, 2007/08
4 Deutschland Demokratische Republik 1949/Deutschland Jens Weißflog 1983/84, 1984/85, 1990/91, 1995/96
3 Deutschland Demokratische Republik 1949 Helmut Recknagel 1957/58, 1958/59, 1960/61
Norwegen Bjørn Wirkola 1966/67, 1967/68, 1968/69
Polen Kamil Stoch 2016/17, 2017/18, 2020/21
Japan Ryōyū Kobayashi 2018/19, 2021/22, 2023/24
2 Finnland Veikko Kankkonen 1963/64, 1965/66
Deutschland Demokratische Republik 1949 Jochen Danneberg 1975/76, 1976/77
Osterreich Hubert Neuper 1979/80, 1980/81
Finnland Matti Nykänen 1982/83, 1987/88
Osterreich Ernst Vettori 1985/86, 1986/87
Osterreich Andreas Goldberger 1992/93, 1994/95
Osterreich Gregor Schlierenzauer 2011/12, 2012/13

Bei der 54. Tournee (2005/06) gab es erstmals zwei Tourneesieger. Nach acht Sprüngen hatten Jakub Janda (Tschechien) und Janne Ahonen mit 1081,5 Punkten exakt die gleiche Punktzahl erreicht. Diese Punktzahl stellte damals auch den Rekord an erreichten Punkten eines Springers in der Geschichte der Vierschanzentournee dar, wurde später aber von Ahonen selbst (2008 mit 1085,8 Punkten) und Wolfgang Loitzl (2009 mit 1123,7 Punkten) noch weiter verbessert. Bei der Tournee 2015/16 schaffte Peter Prevc einen neuen Punkte-Rekord mit 1139,4 Punkten.

Bei 18 Tourneen gab es Gesamtsieger, die auf mindestens drei der vier Schanzen gewinnen konnten. Lediglich Sven Hannawald aus Deutschland bei der 50. Vierschanzentournee 2001/02, Kamil Stoch aus Polen bei der 66. Vierschanzentournee 2017/18 und Ryōyū Kobayashi aus Japan bei der 67. Vierschanzentournee 2018/19 gelang es, alle vier Einzelwettkämpfe einer Tournee zu gewinnen und damit den so genannten Grand Slam im Skispringen zu schaffen:

Gesamtsieger mit mind. drei Einzelsiegen
Tournee 1 2 3 4 Name
1953/54 S S S 3. Norwegen Olaf B. Bjørnstad
1958/59 S S S 15. Deutschland Demokratische Republik 1949 Helmut Recknagel
1959/60 S S S 5. Deutschland Max Bolkart
1962/63 S S S 4. Norwegen Toralf Engan
1966/67 3. S S S Norwegen Bjørn Wirkola
1968/69 S S S 2. Norwegen Bjørn Wirkola
1983/84 2. S S S Deutschland Demokratische Republik 1949 Jens Weißflog
1987/88 2. S S S Finnland Matti Nykänen
1991/92 S 2. S S Finnland Toni Nieminen
1997/98 S S S 8. Japan Kazuyoshi Funaki
1999/00 3. S S S Osterreich Andreas Widhölzl
2001/02 S S S S Deutschland Sven Hannawald
2003/04 S S 4. S Norwegen Sigurd Pettersen
2004/05 S S S 2. Finnland Janne Ahonen
2008/09 2. S S S Osterreich Wolfgang Loitzl
2015/16 3. S S S Slowenien Peter Prevc
2017/18 S S S S Polen Kamil Stoch
2018/19 S S S S Japan Ryōyū Kobayashi
2021/22 S S S 5. Japan Ryōyū Kobayashi
2022/23 S S 2. S Norwegen Halvor Egner Granerud

Neun Mal gab es einen Gesamtsieger, der auf keiner der Schanzen Tagessieger wurde:

Gesamtsieger ohne einen Einzelsieg
Tournee 1 2 3 4 Name
1954/55 2. 3. 2. 2. Finnland Hemmo Silvennoinen
1955/56 7. 4. 6. 4. Sowjetunion Nikolai Andrejewitsch Kamenski
1969/70 2. 10. 2. 4. Deutschland Demokratische Republik 1949 Horst Queck
1970/71 5. 2. 2. 2. Tschechoslowakei Jiří Raška
1971/72 22. 3. 2. 4. Norwegen Ingolf Mork
1986/87 7. 7. 3. 2. Osterreich Ernst Vettori
1988/89 2. 3. 7. 10. Finnland Risto Laakkonen
1998/99 5. 2. 2. 2. Finnland Janne Ahonen
2023/24 2. 2. 2. 2. Japan Ryōyū Kobayashi

Einzelsieger

Sven Hannawald, Ryōyū Kobayashi und Kamil Stoch! gelb hinterlegt) sind die Einzigen, denen es gelang, alle Springen innerhalb einer Tournee zu gewinnen. Acht weiteren Springern ( ! orange hinterlegt) ist es zwar ebenfalls gelungen, auf allen vier Schanzen mindestens einmal zu gewinnen, jedoch benötigten sie dafür mindestens zwei Tourneen. Acht Springern gelang es, die ersten drei Springen einer Tournee für sich zu entscheiden, scheiterten jedoch im letzten Springen (Siehe Tabelle 1 und 2). Ahonen und Schlierenzauer sind die einzigen Springer, die auf jeder Schanze zweimal gewinnen konnten.

Mit dem auf seinen Gesamtsieg 2001/02 folgenden Springen in Oberstdorf im Dezember 2002 hat Hannawald 2002 als erster Springer auch alle vier Springen innerhalb eines Kalenderjahres gewinnen können. Kobayashi erreichte das im Kalenderjahr 2019 ebenfalls. Helmut Recknagel (Innsbruck 1958, Bischofshofen 1958, Oberstdorf 1958, Garmisch-Partenkirchen 1959 und Innsbruck 1959) und Stoch (Bischofshofen 2017, Oberstdorf 2017, Garmisch-Partenkirchen 2018, Innsbruck 2018 und Bischofshofen 2018) gelangen ebenfalls fünf Siege in Folge.

Aufgeführt sind nachfolgend alle Springer mit mindestens drei Einzelsiegen (aktive Springer sind fett gedruckt):

Name Land Anzahl
Siege
Anzahl
Schanzen
Oberst-
dorf
Garmisch-
Partenkirchen
Inns-
bruck
Bischofs-
hofen
Gesamt-
siege
Jens Weißflog Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR/
Deutschland Deutschland
10 4 2 4 1 3 4
Bjørn Wirkola Norwegen Norwegen 10 4 1 3 3 3 3
Janne Ahonen Finnland Finnland 9 4 2 2 2 3 5
Gregor Schlierenzauer Osterreich Österreich 9 4 2 3 2 2 2
Ryōyū Kobayashi Japan Japan 8 4 3 2 1 2 3
Matti Nykänen Finnland Finnland 7 4 1 2 3 1 2
Kamil Stoch Polen Polen 7 4 1 1 2 3 3
Sven Hannawald Deutschland Deutschland 6 4 2 1 1 2 1
Helmut Recknagel Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 6 4 1 1 2 2 3
Kazuyoshi Funaki Japan Japan 5 3 1 1 3 1
Andreas Goldberger Osterreich Österreich 5 2 3 2 2
Thomas Morgenstern Osterreich Österreich 5 3 2 1 2 1
Jochen Danneberg Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 4 3 1 2 1 2
Toni Innauer Osterreich Österreich 4 3 2 1 1
Anders Jacobsen Norwegen Norwegen 4 3 1 2 1 1
Veikko Kankkonen Finnland Finnland 4 4 1 1 1 1 2
Hubert Neuper Osterreich Österreich 4 4 1 1 1 1 2
Jiří Raška Tschechoslowakei Tschechoslowakei 4 2 1 3 2
Martin Schmitt Deutschland Deutschland 4 2 3 1
Dieter Thoma Deutschland Deutschland 4 2 3 1 1
Andreas Widhölzl Osterreich Österreich 4 3 1 1 2 1
Simon Ammann Schweiz Schweiz 3 2 2 1
Olaf B. Bjørnstad Norwegen Norwegen 3 3 1 1 1 1
Max Bolkart Deutschland Deutschland 3 3 1 1 1 1
Willi Egger Osterreich Österreich 3 3 1 1 1
Toralf Engan Norwegen Norwegen 3 3 1 1 1 1
Andreas Felder Osterreich Österreich 3 2 2 1
Halvor Egner Granerud Norwegen Norwegen 3 3 1 1 1 1
Noriaki Kasai Japan Japan 3 2 2 1
Yukio Kasaya Japan Japan 3 3 1 1 1
Eino Kirjonen Finnland Finnland 3 2 2 1 1
Dawid Kubacki Polen Polen 3 3 1 1 1 1
Wolfgang Loitzl Osterreich Österreich 3 3 1 1 1 1
Ingolf Mork Norwegen Norwegen 3 3 1 1 1 1
Dieter Neuendorf Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 3 2 2 1
Toni Nieminen Finnland Finnland 3 3 1 1 1 1
Sigurd Pettersen Norwegen Norwegen 3 3 1 1 1 1
Peter Prevc Slowenien Slowenien 3 3 1 1 1 1
Karl Schnabl Osterreich Österreich 3 3 1 1 1

Vier dieser Springer gewannen innerhalb einer Tournee auf drei der vier Schanzen, ohne sich jedoch den Gesamtsieg sichern zu können: Yukio Kasaya musste vor dem letzten Springen auf Weisung der Teamführung – wie auch das gesamte japanische Aufgebot – nach Japan zurückkehren, um sich auf die Olympischen Winterspiele 1972 im eigenen Land vorzubereiten, bei denen er dann die Goldmedaille auf der Normalschanze gewinnen konnte. Die übrigen drei Athleten belegten beim jeweils nicht gewonnenen Springen zu schlechte Platzierungen:

Trotz dreier Einzelsiege kein Gesamtsieg
Tournee  1   2   3   4  Name
1970/71 S S 16. S Norwegen Ingolf Mork
1971/72 S S S Japan Yukio Kasaya
1974/75 35. S S S Osterreich Karl Schnabl
1975/76 S S 24. S Osterreich Toni Innauer

Bei 19 Tourneen gab es vier unterschiedliche Tagessieger, zuletzt 2014/15.

Erfolgreichste Nationen

Aus folgenden Nationen kamen die bisherigen Sieger der Vierschanzentournee:

Platz Nation Siege Springer
01 Osterreich Österreich 16 Andreas Goldberger, Hubert Neuper, Gregor Schlierenzauer, Ernst Vettori (je 2×)
Sepp Bradl, Thomas Diethart, Andreas Kofler, Stefan Kraft, Wolfgang Loitzl, Thomas Morgenstern, Willi Pürstl, Andreas Widhölzl (je 1×)
Finnland Finnland 16 Janne Ahonen (5×)
Veikko Kankkonen, Matti Nykänen (je 2×)
Eino Kirjonen, Pentti Kokkonen, Risto Laakkonen, Toni Nieminen, Hemmo Silvennoinen, Pentti Uotinen, Kari Ylianttila (je 1×)
03 Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 11 Helmut Recknagel (3×)
Jens Weißflog, Jochen Danneberg (je 2×)
Hans-Georg Aschenbach, Manfred Deckert, Horst Queck, Rainer Schmidt (je 1×)
04 Norwegen Norwegen 11 Bjørn Wirkola (3×)
Olaf B. Bjørnstad, Torgeir Brandtzæg, Espen Bredesen, Toralf Engan, Anders Jacobsen, Ingolf Mork, Sigurd Pettersen, Halvor Egner Granerud (je 1×)
05 Deutschland Deutschland 05 Jens Weißflog (2×)
Max Bolkart, Dieter Thoma, Sven Hannawald (je 1×)
Polen Polen 05 Kamil Stoch (3×)
Adam Małysz, Dawid Kubacki (je 1×)
07 Japan Japan 04 Ryōyū Kobayashi (3×)
Kazuyoshi Funaki
08 Slowenien Slowenien 02 Primož Peterka, Peter Prevc
09 Tschechien Tschechien 01 Jakub Janda
Tschechoslowakei Tschechoslowakei 01 Jiří Raška
Sowjetunion Sowjetunion 01 Nikolai Kamenski

Alle vier Tagessieger
Sechs Nationen gelang es bisher, die vier Tagessieger einer Tournee zu stellen: Dreimal war dies Österreich (1974/75, 2009/10, 2011/12), je einmal der DDR 1983/84 und Norwegen 1962/63, sowie – jeweils mit einem Grand Slam – Deutschland mit Sven Hannawald 2001/02, Polen mit Kamil Stoch 2017/18 und Japan mit Ryōyū Kobayashi 2018/19 gelungen.

Fernsehübertragungen

Geschichte und aktuelle Situation

Die Fernsehübertragungen trugen wesentlich zur schnellen Popularisierung der Vierschanzentournee bei. Bereits im Jahre 1956 übertrug der Bayerische Rundfunk in der ARD das Neujahrsspringen, ab 1960 wurden auch die anderen Stationen der Tournee im Fernsehen übertragen. Zur Tournee 1974/75 zeigte der ORF den Auftakt von 29. Dezember aus Oberstdorf nur als Zusammenfassung ab 17 Uhr, was mit den in den letzten Jahren schwächer gewordenen Leistungen der ÖSV-Springer begründet wurde (dadurch konnte ein großer Teil der Fernsehzuschauer, bis auf jene in den Regionen zur Grenze nach Deutschland, den Überraschungssieg von Willi Pürstl nicht live erleben).

Mit der Qualifikation zum Neujahrsskispringen 2000 am 31. Dezember 1999 endete die Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten in Deutschland. Danach war der Privatsender RTL der übertragende Sender in Deutschland. Kurz vor Saisonbeginn 2007/08 zog sich RTL von allen Wintersportveranstaltungen zurück, woraufhin Das Erste und das ZDF die Übertragungsrechte für Deutschland erhielten. In Österreich wird die Tournee seit jeher vom ORF übertragen.

Bis zu 25 Fernsehstationen übertragen heute die Tournee.

Kommerzialisierung

In den vergangenen 20 Jahren stellte sich eine immer stärker werdende Kommerzialisierung der Vierschanzentournee ein, die teilweise auch einschneidende Regel- und Ablaufänderungen mit sich brachte. 1996/97 beispielsweise wurde der bisher gesprungene Modus durch das oft kritisierte K.-o.-System ersetzt.

Der Erwerb der Fernsehrechte durch RTL brachte weitere gravierende Veränderungen mit sich: Ab der Tournee 2004/05 wurden die Springen in Oberstdorf und Bischofshofen als Flutlichtspringen veranstaltet, da sich der Sender durch die Ausstrahlung im Abendprogramm höhere Einschaltquoten versprach. Das traditionell am 6. Januar stattfindende abschließende „Dreikönigsspringen“ in Bischofshofen wurde auf Wunsch des Senders im Jahr 2007 sogar einmalig auf den 7. Januar verlegt, um so sowohl die Qualifikation als auch das Springen am Wochenende übertragen zu können.[16]

Insbesondere in den Jahren der Übertragung durch RTL wurde auch während der Durchgänge Werbung ausgestrahlt. Dies geschah einerseits durch sogenannte Split-Screen-Werbung, bei der das Springen weiterlief und einzelne, eher schwächere Springer während der Ausstrahlung der Werbespots lediglich in einem kleinen Fenster am Bildrand gezeigt wurden. Der Ablauf der Springen wurde andererseits nach den ersten 25 Springern im ersten Durchgang sowie nach jeweils zehn Springern im zweiten Durchgang für Werbeblocks unterbrochen. Obwohl zunächst betont wurde, dass kein Springer aufgrund von Werbeunterbrechungen mit seinem Sprung warten müsse, wurden diese nicht witterungsbedingten Unterbrechungen erst in diesem Zeitraum eingeführt. Allerdings wurden sie auch nach dem Auslaufen des Vertrages mit dem Privatsender beibehalten und unter anderem auch von ORF und ZDF für Werbespots genutzt.

Bis zur Saison 2016/17 durften die zehn Bestplatzierten (bis 2006/07 die 15 Bestplatzierten) des Weltcups die Qualifikation auslassen und sprangen dann im direkten Duell gegen die Qualifikationsbesten (bestplatzierter Springer im Weltcup, der die Qualifikation ausgelassen hat, gegen Qualifikationsbesten usw.). Seit der Saison 2017/18 ist die Teilnahme an der Qualifikation für alle Springer verpflichtend. Die Änderung soll die Qualifikation aufwerten und mehr Zuschauerinteresse generieren. Darüber wurde bereits nach der Vierschanzentournee 2001/02 nachgedacht, bei der Sven Hannawald, als bereits qualifizierter Springer, alle vier Qualifikationen ausließ und diese nicht die erhofften Zuschauerzahlen brachten.

Literatur

  • Katharina Scholz: Die Vierschanzentournee – Die Tournee als Auslaufmodell? In: Lars Nuschke: Vermarktungspotentiale des Spitzensports. Eine Betrachtung ausgewählter Fallbeispiele. Sierke Verlag, Göttingen 2007, ISBN 978-3-940333-31-5, S. 37–54.

Weblinks

Commons: Vierschanzentournee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Vierschanzentournee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Beilage zur Vierschanzentournee in der TV Movie vom Dezember 2003/Januar 2004.
  2. Vierschanzentournee für Frauen soll im Winter 2023/2024 Premiere feiern - DER SPIEGEL. In: Der Spiegel. 21. April 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. April 2022]).
  3. dpa: Vierschanzentournee für Frauen: Ärger über Verzögerung. In: FAZ. 27. Dezember 2022, abgerufen am 1. September 2023.
  4. vierschanzentournee.com
  5. ARD-Sporttext vom 28. Dezember 2003
  6. Zeitschrift ski, 2001.
  7. Beilage zur TV Movie vom Dezember 2003/Januar 2004 und Beilage zur TV Movie vom Dezember 2004.
  8. eurosport.de
  9. Vierschanzentournee in neuem Gewand. skijumping.de
  10. designtagebuch.de
  11. Mit „To the Sky“ präsentiert sie den offiziellen Song zur Vierschanzentournee
  12. Schlierenzauer 2013 mit dem Adler (6. Januar 2013: Schlierenzauer holt sich den Tourneesieg mit Einzelsieg in Bischofshofen. In: sportsplanet.at. 6. Januar 2013, abgerufen am 16. Januar 2018.) und 2012 mit Glaspokal Schlierenzauer gewinnt Vierschanzentournee. In: salzburg.ORF.at. 7. Januar 2012, abgerufen am 16. Januar 2018.).
  13. Die Vierschanzentournee in Zahlen. In: RP Online. Abgerufen am 22. September 2021.
  14. a b Die Vierschanzentournee in Zahlen. In: RP Online. Abgerufen am 22. September 2021.
  15. Die Vierschanzentournee in Zahlen. In: RP Online. Abgerufen am 22. September 2021.
  16. Tournee im Fernsehen – Dreikönig heißt jetzt 7. Januar. sueddeutsche.de